23 Dezember 2008

Sie spinnen nicht nur zur Sommerszeit...

Die Leute spinnen irgendwie alle. Dabei ist doch bloss Weihnachten! Muss man da gleich so?
Heute in der Stadt das reinste Gewusel. In den engen Boutiquen für die Last Minute Geschenkidee war froh, wer wenigstens noch ein paar Schlucke Luft abkriegte. Der Rest war ausverkauft. Gestelle fielen, Glas klirrte. Ich kam, kaufte und verkroch mich wieder.
Dann im Bus das reinste Gewusel. Total überheizt und dann auch noch zu eng, um sich aus der Winterkleidung zu schälen. Hinter mir ereiferten sich zwei Mittdreissiger-Tussis laut darüber, dass sie lieber etwas pummeliger wären...?! Dann stieg auch noch die Tussi-Grossmutter zu und erzählte von der schwangeren Tochter, die die Treppe runterfiel und sich dabei das Steissbein brach, dem Kind sei nichts passiert. Gar nicht so schlecht fand sie das, Steissbeinbruch, so habe der Kleine ja dann gleich auch mehr Platz beim Auf-die-Welt-Kommen...?!
Während die Tussifraktion die Steissbeinfraktur weiter erörterte, schrie plötzlich eine bisher Unbeteiligte von der hintersten Bank zutiefst erschrocken auf: "WO BIN ICH??!!"
Blöde Frage! In nem Bus voller Irrer!!

22 Dezember 2008

Bienvenus chez mi

Heute Abend an der Kinokasse. Brain übernimmt.
Er pusht mich, vorzupreschen und das Billetkaufgespräch zu übernehmen: "Zweimal les Ch'tis" sagt es mit mir. Der Kassenmann gewährt uns einen Blick auf den Saalplan, um uns eigenmächtige Platzwahl zu gewähren. Es sind bloss einige wenige Plätze farbig markiert. Ich/Brain: "Was? Nur no so wenig freii Plätz?" - Kassenmann: "Nei, die wiisse sin di freie".
D'Oh.
"Äh, jo ok, Steph, was haltisch vo dene da i de Estrade (mit dem Finger darauf tippend), da chömmer schön d Bei strecke?"
Steph: "Was? So wiit vore?"
"Wie wiit vore? Esch doch perfekt?"
"Neeeii, d'Liinwand esch i di ander Richtig du Hirni! Esch jo do aagschriebe!"
D'Ohouou.
Mittlerweile hatten sich zum Kassenmann natürlich auch noch fünf weitere Besucher als Publikum dazugesellt. Ich verstummterrötete und überliess Steph den Rest. Der Boden unter meinen Füssen wollte sich nicht öffnen um mich da rauszuholen, aber immerhin führte die Treppe zum Kinosaal abwärts.
Aus meiner Schmach retteten mich dann allerdings just die zwei Menschen, die wirklich in der Estrade Platz genommen hatten. Als nämlich zwei weitere Leute sich als rechtmässiges Zubehör zu den entsprechenden Plätzen präsentierten, stellten die bereits da Sitzenden die neu da Stehenden als die Dummen mit dem falschen Ticket hin (und sie standen tatsächlich ganz dumm exakt so, dass niemand mehr die Leinwand sehen konnte...), bis sich dann nach langen fünf Minuten doch noch herausstellte, dass nicht die Dummstehenden, sondern die Sitzenden die Dummen mit dem falschen Ticket waren.
Phew, Gerettet!

21 Dezember 2008

Sea of Love

(music-challenge II)
Nach einigem Graben endlich wieder gefunden. Eva Cassidy.

20 Dezember 2008

Auf ewig Dein

(music-challenge I)
Ich hätte ja gerne weiterhin exzessiv über Fernsehserien gebloggt, wenn da nicht JEMAND diese tolle Idee gehabt hätte, wie man aus unserem kleinen feinen Musikgeschmacksstreit noch mehr Spass rausholen kann:)
Beim Überlegen, welchen Song ich denn nun beisteuern könnte, wurde ich mir der Tragweite des ganzen Sachverhaltes bewusst. Wähle ich nun einen Song, der wirklich einer meiner liebsten ist und riskiere, damit vernichtende Geschmackskritik einzufangen, oder suche ich mir einen Song aus, von dem ich mir vorstellen kann, dass er denen, die angesprochen waren, auch gefallen könnte?
Mein innerer Missionar siegte. Ich MUSS das Risiko von unverblümter Häme und Spott auf mich nehmen, denn es geht um eine weit grössere Sache. Es geht darum, gute Musik unter die Leute zu bringen. Ja, ich muss es tun! Deshalb hören Sie hier, Ladies and Gentlemen, in Resonanz mit den tiefsten Tiefen meines Herzens (das war jetzt saupathetisch, aber ernst!) einen Song, der mir ewig Lieblingssong bleiben wird.

10 Dezember 2008

Die kleine Liebeserklärung für zwischendurch

Blogosphäre, ich liebe dich!

Denn sie wissen nicht was sie hören

Heute fiel es mir zeitgleich mit den Schneeflocken von den Haaren wie Schuppen von den Augen: Musikgeschmack ist unerheblich wenn es um Freundschaft geht.
Bisher hatte ich, woher das wohl kommt?, immer stark die Überzeugung geteilt, dass mir ein Mensch, der die selbe Musik mag wie ich, automatisch besonders sympathisch sein muss. Folglich waren mir Leute mit einem Musikgeschmack, der sich auffallend von dem meinen unterschied, schon im Vornherein irgendwie suspekt. Oft versuchte ich ihnen "meine", mit anderen Worten also wirklich gute Musik, unterzujubeln. Ich möchte betonen: Ich meinte es gut mit diesen Menschen! Es war mein Retterinstinkt! Mein innerer Missionar! Irgendjemand muss diese verlorenen Seelen doch wohl vor all dieser schlechten "Musik" retten! Ich meine, wie kann man bloss glücklich sein, wenn man nicht hören mag, was ICH höre?!
*schluck*
Na aber hallo, die arrogante Kuh in mir war grad am Zug. Aber eben, zum Glück fielen mir ja heute endlich diese Schneeflocken von den Haaren und ich bin ein Baby-Schrittchen weiser geworden. Die anfangs schmerzliche Einsicht war, dass offenbar ausgerechnet meine engsten Lieblingsmenschen - bitte entschuldigt, wenn ihr das lest - einen grässlichen, verbrecherisch üblen oder sogar überhaupt keinen Musikgeschmack haben!! Ach du Schreck.
*nochmalschluck*
Naja, aber das musste jetzt einfach doch noch mal gesagt sein. Zum Abschluss sozusagen. Schliesslich bin ich das Musik-Vorurteil ja jetzt losgeworden. Es hat sich in etwas Positives verwandelt. Ja tatsächlich, es scheint, als seien mir gerade die Menschen am sympathischsten, die meinen Musikgeschmack nicht teilen können.
DASS sie ihn nicht teilen können, ist und bleibt mir ein Rätsel - aber jetzt ist es wenigstens etwas leichter zu ertragen.

09 Dezember 2008

Fernsehen bis der Arzt kommt

Nein, es gibt keine Fortsetzung von "Mein Leben im Bett" - die Sendung wurde abgesetzt. Wurde auch Zeit, ich fand sie zum Verrücktwerden langweilig.
Fernsehen ist ja wohl sowieso das Langweiligste, was es gibt (jedenfalls, wenn man nichts anders tun KANN!).
Ausser natürlich man findet sich eine Lieblings-Serie. Mir scheint, ausser mir haben alle so eine. Darüber können sie dann fachsimpeln, sich Szenen daraus nacherzählen, konspirativ lachen bei Serie-Insider-Witzen und Tipps abgeben, wer mit wem und wann und sowieso. Sie reden stundenlang darüber. Es scheint etwas ziemlich Wichtiges zu sein.
Nun, in der Einsamkeit des tagelangen Herumsiechens klopfte bei mir leise der Wunsch an, auch mitreden zu wollen bei so etwas Wichtigem.
Bisher hatte ich mich diesem eigenartigen Phänomen nämlich gänzlich verweigert. Ich hörte mir die Namen solcher Serien wie "Sex and the City" an und fand keinen Grund, wozu ich mir etwas ansehen sollte, bei dem man schon mit dem Titel das ganze Drehbuch kannte. Nun aber, da ich krank war, und folglich sooo viel Zeit hatte, dass ich sie eigentlich schon fast verschwenden MUSSTE, habe ich es halt auch wiedermal versucht.
Plötzlich war ich auch Teil dieser Community, die sich jeden Montag den Serienabend auf SF 2 reinzieht. Fühlte sich irgendwie gut an. Nur leider begann der Abend mit etwas, das "The Starter Wife" hiess und mich daran erinnerte, warum ich sowas nicht tue, "Serien schauen". Es war so grottenschlecht dass ich den Ton abstellte und surfte bis der Arzt kam.
"Dr. House" hiess er - von ihm hatte ich schon viel gehört. Und da dieses Viele aus Quellen kommt, denen ich einen gewissen guten Geschmack nicht absprechen kann, hegte ich Hoffnungen, dass ich vielleicht ja bald zu den House-Jüngern zählen könnte.
Und tatsächlich, ich mochte diesen House. Das schien mir endlich mal was Intelligentes zu sein. Leider nur gibt es mir dort definitiv zu viele Spritzen, Nadeln, Wunden und vor allem zu viele Nahaufnahmen davon.
Schliesslich landete ich also bei "Misstresses". Dort gibt es eher wenig Nadeln. Aber dafür eine Überdosis Drama. Alle dort machen sich mit Dreiecksgeschichten das Leben schwer: Die da ist schwanger vom Falschen, der anderen (50-Jährigen!) läuft der beinahe noch minderjährige Lover davon...alles absolut übertrieben und dumm und...ich muss wissen, wie es weitergeht! Oh mein Gott, ich hätte nie gedacht, dass mir das passiert: Ich bin süchtig!
Da kann nur noch Dr. House helfen.
Oder?

03 Dezember 2008

Mein Leben im Bett - neue Folgen!

Seit gut einer Woche lebe ich im Bett. Zusammen mit meiner neuen Grippe. Das ist auch der Grund, warum hier im Blog so öd wenig läuft. Denn wir erleben viel zusammen, meine Grippe und ich, sehr viel. In der Nacht zum Beispiel, da schlafe ich meistens gar nicht. Meine Grippe hat ein zerbrechliches Selbstwertgefühl und hielte es wohl nicht aus, wenn ich mich nicht auch nachts mit ihr herumschlagen würde. So huste ich halt immer wieder mal und kriege tüchtig Kopfschmerzen, dann ist sie meistens bald so richtig zufrieden.
Als neustes Feature habe ich jetzt sogar so dollen Muskelkater vom Husten, dass ich dabei jedesmal vor Schmerzen das Gesicht verziehe.
Au, da freut sie sich!

PS: Mittlerweile hat meine Grippe auch einen neuen Namen bekommen. Sie heisst jetzt Lungenentzündung und wird etwa noch zehn Tage bei mir bleiben. Jetzt muss ich Anti-Lebens-Medikamente nehmen, also Antibiotika... Ich hoffe, die Dinger wissen, WELCHES Leben in mir drin sie anzugreifen haben :-/

PPS: Vielleicht kann mich ja Frau Dr. Eberhard beruhigen?

29 November 2008

Ruuuhe! #2

Au ja, dazu hab ich auch ganz dringend nichts zu sagen.

Ok, anzufügen wäre vielleicht höchstens noch

20 November 2008

Wenn da bloss kein Feuer-wehr!

Obacht! Da rast ja die Feuerwehr in vollem Garacho durch die Innenstadt! Wild herumsirenend und ausgerechnet in Richtung Freie Strasse - genau dorthin, wo ich doch auch hinwollte. Was mach ich bloss jetzt, denke ich. Da brennt wohl wieder mal ein Schuhladen, denkt Brain.
Ich überlege, meine Shoppingpläne zu ändern, denn ich gehör nicht zu den Gelegenheitsgaffern, im Gegenteil, ich weiche Unfallstellen wenn möglich aus.
Aber nein! In die Strasse MUSS jetzt einfach sein. Gut dann wird das halt ein Test für meine Selbstbeherrschung. Ich werde ganz einfach stur den Blick senken und NICHT, nein NIE GAR ÜBERHAUPTNICHT hinsehen, wo auch immer sich etwas Wüstes blicken lassen könnte.
Tief Luft geholt - und los gehts.
Und tatsächlich, es riecht langsam irgendwie verkohlt...OMG...krieg ich das hin? Also, einfach weiter - nicht aufschauen!! Nein! Neeeiiin!
...
...
#$%°¢!! Ich hab hingeguckt. Und meinen Augen dieses schreckliche Bild zugemutet, das mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht:
Rechts stehen die zwei Feuerwehrautos, darin - wie versteinert - die Feuerwehrleute. Der Anblick muss sie paralysiert haben. Links, direkt vor ihren Augen...
...der Marronistand mit gemütlich qualmender Marronipfanne - auch der Marroniverkäufer versteht die Welt nicht mehr.

12 November 2008

The Hunter

Es ist 5 nach Büro. Ich gehe gemütlitsch zur Bushaltestelle. Ohne Plan vom Busfahrplan. Aber das ist egal. In letzter Zeit kommt der Bus eh nicht nach Fahrplan, sondern genau dann wenn ich ihn brauche. Universumswünschen macht halt einfach schon Spass. Aber äbe. Ich so dumdidum, trallalaa, schlurf. Da plötzlich, kurz vor der Haltestelle, zägg, zischt ein Raketenjogger an mir vorbei. Ich blinzle und er ist schon 5 Meter weiter. Böh, von dem Gehetze lass ich mich doch nicht beeindrucken, sag ich mir, und schlurfe ostentativ weiter.
Nochmal blinzeln und - Shiiiit....DA IST DER BUS!! Ok, dann halt doch ein bitzeli schneller. Und schon zischt es auch mit mir los.
Den entgegenkommenden Fussgängern habe ich damit ein erheiterndes Schauspiel geboten. Sie wunderten sich kopfschüttelnd, warum ich Psycho aus heiterem Himmel einen Jogger verfolge :)

10 November 2008

Der Pinky (ich) und der Brain (auch ich)

Es gibt Phasen, da erlaubt sich mein Brain einen Jux nach dem anderen mit mir. *töröööö*
Ha ha.
Und ich bin all dem hilflos ausgeliefert. Wüsste nicht, wie ich mich wehren könnte, wenn sich mein Hirn quasi selbständig macht. Hab ja nur das eine.
"Wenn schon Dinge verwechseln, dann gefälligst richtig!" sagt es sich zum Beispiel, ohne es mich auch wissen zu lassen.
Lechts und rinks verwechseln? Peanuts! Welcome to the next level. Wenn ich zu wenig Sauce für die Spaghetti napoli habe, hole ich halt kurzerhand noch paar Bananen mehr aus dem Briefkasten. Noch öfter hole ich natürlich die Post aus dem Kühlschrank. Logo. Und Tomaten mit Schokolade mag ich am liebsten.


Ab und zu gehe ich auch rauf in den Kühlschrank und stöbere in altem Kram rum. Oder ich frage den oder die, der oder die so nett ist, mich im Auto mitzunehmen, ob ich mein Gepäck hinten im Kühlschrank verstauen könne.
Warum Brain so kühlschrankfixiert ist, habe ich bisher nicht herausgefunden. Vielleicht wird ihm vor lauter Denken oft einfach zu heiss.

04 November 2008

www

warum machen leute das? im vollbesetzten, ruhigen morgen-tram vor vollen reihen am handy grosse, wichtige lebensentscheidungen ausdiskutieren, konflikte über viel geld, familienfehden??

warum machen leute das? über die gefährlichsten kreuzungen der stadt hetzen als ob ihr leben davon abhinge ein tram zu erwischen, das eh in 7min wieder fährt - und dabei TATSÄCHLICH ihr leben zu riskieren?!

warum machen leute das? eine karotte nicht kaufen, weil sie krumm ist? ein brot, weil es nicht so ebenmässig und maschinengefertig aussieht wie die anderen 100 wie aus dem ei gepellten?

warum machen leute das? sich von der arbeit oder irgendwas todunglücklich machen lassen, aber nichts ändern?
warum wlebensfreude für geld verkaufen?

30 Oktober 2008

Wett Watchers

Ich habe eben eine Fussmassage gewonnen. Dank ABBA. Abba ich hasse doch ABBA?! Naja, trotzdem. Jetzt mag ich sie vielleicht sogar ein wenig.
Diesen tollen Preis verdanke ich nämlich einer Wette. Wetten ist weit besser als sein Ruf, sag ich Ihnen! Denn, wie Sie sehen, Wetten lohnt sich! Und es fördert die Kreativität. Und harmonisiert übrigens nebenbei auch grad noch Ihre Beziehung!
Nö, nicht bei Pferderennen wetten oder sonst einem uninteressanten Glücks-Gugus. Selber erfinden! Seit einiger Zeit hat es sich ergeben, dass ich regelmässig mit meinem Freund wette. Und zwar über wirklich lustigen Gugus. Bei besserwisserischen Dickköpfen wie uns gibts Material genug. Und bereits nach der zweiten Wette wurde mir schlagartig bewusst, wie galant man damit auch gleich einen Zoff entschärfen kann. Es ist ganz einfach. Zuerst wird gewettert, dann gewettet.
Heisst Beni Thurnheer Benjamin oder Bernhard?
Schreibt man Botellón oder Bottellón?
Singen ABBA "I had a dream" oder "I have a dream"?
(Sie singen "I HAVE a dream" hrr hrr ;))
Ja, es ist wirklich einfach. All den Quark, über den man sich im Alltag unsinnigerweise so leicht in die Haare kriegt, kann man ver-wetten und damit auch gleich wieder sinnvoll ver-werten.

28 Oktober 2008

Das Mysterium der gelben Tasten

Was es bloss mit ihnen auf sich hat?
Ist es ein SF-interner Disziplin-Taser? Für Stefan Bürer, wenn er wiedermal zuviel bla? Oder für den Schiri, der den Namen des Spielers Calleri immer wieder neu künstlerisch zu interpretieren schien?
Oder handelt es sich gar um einen Selbstzerstörerknopf? Wenn ja, was hätte er zerstört, wäre er gedrückt worden? Die St. Jakobshalle? Den Speaker, wenn er sich versprochen hätte und Stanislav statt Stanislas gesagt hätte? Möglich ist alles. Oder wäre er angewendet worden, wenn StanislavvvvffffKABUMM
.
.
.

Schulaufsatz

Heute fühlte ich mich chli gestresst. Obwohl ich nicht weiss, wieso eigentlich. Aber ich hatte typische Stressssssymptome. Es fühlte sich an fast wie Asthma (Fasthma). Dann setzte sich im Bus eine alte Dame neben mich. Sie roch wie ein Duftlämpchen. Ich hätte mich am liebsten an ihre Schulter gekuschelt und wäre eingeschlafen.
Jedenfalls war ich ab dem Moment wieder ruhig. Danke, Duftlämpchendame.

18 Oktober 2008

Die Sexfalle

(Nein das ist kein Programmhinweis für den späten Abend bei RTL 2)
Ich behaupte: Die Menschheit überlebt gerade deshalb so gut, WEIL sie immer verfressener wird. Zur Erklärung folgende Begebenheit aus dem Alltag:
Für unsere WG-Haustiere, die gefrässigen Küchenmotten, gilt ein quasi brecht'scher Grundsatz. Wie für den Menschen das Fressen vor der Moral kommt, kommt für sie Sex vor dem Fressen (daran sieht man übrigens auch, dass der Mensch um mindestens eine Stufe höher entwickelt ist als die Küchenmotte). So stürzen sie sich lieber auf den mit Sexuallockstoffen angereicherten Klebestreifen und verenden dort kläglich, als ihr Schlaraffenland (unsere Baslerleckerli) vollzueiern, wie sie es taten, bevor wir die Sexfallen aufgestellt hatten.
Damit haben wir sie nun endlich ausgerottet.
*denk*
Daraus, dass sich der Mensch mindestens eine Evolutionsstufe über der Küchenmotte befindet, lässt sich also schliessen, dass beim Menschen das Fressen vor dem Sex kommt. Irgendwie schon schlimm, ja. Aber seien wir froh, hat uns die Evolution zu solch verfressenen Wesen gemacht! So können wir während dem Fressen vor dem Sex immerhin noch abwägen, ob wir nach dem Fressen möglicherweise Gefahr laufen, in eine Sexfalle zu stolpern und kläglich an einer Klebefolie zugrunde zu gehen.
q.e.d.
(Logische Denkfehler bitte melden)

10 Oktober 2008

Mode als Bekenntnis

Ist euch der Boom von D&G auch aufgefallen? Fast epidemisch in letzter Zeit! An bald jeder Schulter der (homogenisiert schwarz, eng, lackig bekleideten) In-Jugend hängen Taschen mit diesem Aufdruck und jede zweite ihrer Hüften ist mit dem Label, wenn möglich in Gold, umgürtet. Unweigerlich, so fiel es mir letztens wie Schuppen von den Augen, beschreibt die Marke D&G offenbar auch gleich noch die Zielgruppe, die sie zumeist bedient: Dumm&Glücklich.

PS: Haaalt, halt, ihr habt ja recht! Man sollte nicht so schubladisieren. Natürlich trifft diese Beschreibung nicht auf alle D&G-TrägerInnen zu. Viele sagen nämlich von sich, dass die Bedeutung Drendy&Goodlooking viel besser zu ihnen passe.

06 Oktober 2008

Auf Zucker getrimmt

Nein, das ist definitiv kein Babyspeck mehr an diesem Kind. Und bald wissen wir auch wieso.
Nachmittags, kurz vor fünf. Wir sitzen im Tram, direkt vor und mit dem Gesicht zu uns, ein nicht-mehr-so-ganz-Baby im Kinderwagen. Das Mädchen besetzt unser Blickfeld. Wegschauen geht nicht. Ist ja auch nicht so, dass man das möchte, ich mein, was gibt es kurzweiligeres, als einem kleinen Kind zuzuschauen. Tausendmal besser als irgendwo in die tramige Leere zu starren. Süss, wie es etwas unbeholfen an seinem Weissbrot rumsaugt, darin rumpult, es aushölt, sich zubröselt und...es dann achtlos auf den Boden wirft?! Wir entscheiden uns, nicht einzugreifen, sondern, gespannt wie bei einer BBC-Doku zuzuschauen, was als nächstes passiert. Die Mutter wird doch wohl eingreifen? Ignoriert sie oder hat sie wirklich nicht gesehen? Wenige Minuten vergehen, das Mädchen spielt selbstvergessen mit einem Papierchen. Sie bemerkt es lange nicht, dass die Mutter ihr mit einer Reihe weisser Schokolade vor der Nase rumwedelt. Erst nach mehreren Versuchen seitens der Mutter greift das Kind lustlos zu. Spielt mit dem klebrigen weissen Etwas rum, isst kaum davon. Es ist bereits wieder im Begriff, die Schokolade gelangweilt über Bord zu werfen, als es die Mutter grad noch rechzeitig bemerkt. Kaum hat sie die Klebrigkeit entsorgt, bedrängt sie ihr Kind mit Eistee.
Wie sorgsam sie ist, sie hat ihn vorher extra noch in ein kleinkindgerechtes Fläschchen umgefüllt.

01 Oktober 2008

öV defekt

Letztens im Tram Nummer 3 wurde ich Zeuge der folgenden, wichtigen Lautsprecherdurchsage:

"Eine Information der BVB an ihre Fahrgäste: Wegen einer defekten kkrrkkkzzzz die Linie 8 in Richtung rrrkkkzzr*rausch*rrrkkz nur zzrrrkkrrzzz. Wir bitten Sie um Verständnis"

Fragt sich, welcher Defekt grösser war: Die kkrrkkkzzzz der Linie 8 oder die Lautsprecheranlage der Linie 3.

29 September 2008

Ich steh an

Was ist das eigentlich mit der SBB und mir? He? Ich verbringe einen Grossteil meiner freien Zeit in ihren Zügen und stecke massenhaft Geld in ihren Hintern, zumeist auch noch Geld, das ich im Grunde genommen gar nicht habe - und was kommt zurück?? DAS!
Letzte Woche, schöner Herbstag, easy Feeling, Sonne scheint, dumdidum. Ich bin bereit. Entschieden, 2250.- CHF meines mühsam erarbeiteten Vermögens in ein Jahr öV'sche Freiheit zu investieren. Und diese Freiheit soll noch am selben Tag beginnen. Da gibts keine Kompromisse. Ich habe zwar kaum Zeit, aber bin dermassen optimistisch an dem Tag, dass ich an meine zahlreichen traumatischen SBB-Schalter-Erlebnisse nicht im Entferntesten denke. Alle Zeichen stehen auf Go, alles spielt mir in die Hand. Vor der Uni habe ich exakt 15 Minuten, um zägg noch schnell aufs Studisekretariat zu flitzen und dort den für mein Studi-GA erforderlichen Bestätigungsfötzel zu holen. Ich zahle 10.- CHF extra und lasse die Mittagspause sausen, aber macht nichts, ich will diesmal WIRKLICH KEINE Komplikationen am SBB-Schalter riskieren. Hab mich vorher extra noch ausgiebigst im Internet schlaugemacht, was alles an Unterlagen nötig sind für das Ding. Nichts soll mich und mein zukünftiges GA noch voneinander trennen. Nach der Uni und vor dem Büro reicht es noch einmal perfekt zäggzägg um an den Bahnhof zu flitzen und dort für das Stück Plastik zwei Mille liegen zu lassen. Im Bahnhof: Unglaublich! Für einmal stehen nicht die üblichen 50 Leute verteilt vor den drei geöffneten Schaltern! Zäggbumm komm ich dran. Die grimmige blonde Dame hinter der Scheibe wird nett, sobald sie spricht - oder gibt sich zumindest Mühe. Es scheint alles ganz getreu dem bisherigen Motto zäggzägg zu klappen. Häi! So gut lief das ja noch nie mit mir und dem SBB-Schalter! Als sich der Ausdruck meines Übergangs-GA's verzögert, denke ich immer noch nichts Böses. Nicht einmal, als die "nette" blonde Dame beim Drucker mal die Abdeckung wegnimmt - ist ja keine Sache, verheddertes Papier raus und dann zägg. Als sie die Druckerabdeckung zum fünften Mal abnimmt, bereite ich mich drauf vor, ihr sachte vorzuschlagen, ob sie mir das nicht vielleicht am Schalter nebenan ausdrucken könne. Sie kommt mir ruppig zuvor indem sie mich ganz loswird: Sie schickt mich zur Kollegin nebenan. Wo ich natürlich nochmal anstehen muss. Mercischön. Langsam fängts an, mir bekannt vorzukommen. Kaum steh ich an zweiter Stelle, gibt mir die Dame hinter der Scheibe (diesmal brünett) zu verstehen, dass ihr Schalter nun schliesse. Ich will mich wehren, schliesslich schickt mich die Blonde, doch die, immer noch arg beschäftigt mit der Druckerabdeckung (mittlerweile hat sie sie zum zehnten Mal entfernt und wieder eingesetzt...), ignoriert mich gekonnt. Winken und Klopfen nützt nichts. Sie ist schwerhörig und blind, aus heiterem Himmel. Naja, dann halt nochmal bei der Brünetten. Tut mir Leid, das geht nicht, ich hab jetzt zu, aber die Kollegin nebenan kann sicher übernehmen. Ich wechsle zur mittlerweile dritten Dame hinter Glas (hennarot). Resigniert aber doch einigermassen erstaunt stelle ich fest, wie rassig plötzlich alles von statten geht. Bis sie mir mitteilt, dass mein Foto abgelaufen sei. Ja Herrschaftszeiten! Was denn noch!!!?? Ok, ich schick es nach. Geht das? Ja, ja, mühsam, aber sollte klappen. Nur diese Studienbestätigung, die Sie gebracht haben, die können Sie wieder mitnehmen, die brauch ich eigentlich gar nicht.

ääääh!#?!¢fluch!!§°zäggbumm@#*!!

20 September 2008

Fear sells

Mitgekriegt? Diese Kampagne gegen Gebärmutterhalskrebs, die diese Woche schweizweit gestartet wurde? Alle 11jährigen Mädels sollen ab sofort quasi serienmässig dagegen geimpft werden. Auf diese Nachricht reagierte MEIN Gebärmutterhals erstmal heftigst mit Schluckauf. Mein Unterleib z(w)ickte rum wie Anton. Ohne mir ne Spritze zu verpassen, hat diese Kampagne bei mir bereits etwas bewirkt: sie hat mir Angst eingeimpft. Ich fragte mich, während ein mulmiges Gefühl in mir aufstieg: He! Wenn die das jetzt müssen, hätte ich dann theoretisch nicht auch gemusst? Warum musste ich denn nie? Und was bedeutet es, dass ich nicht habe? Kann ich noch!?!? .... Gebt mir das Zeug, ich will auch!!
Toller Erfolg einer Kampagne, nicht?
Immerhin, jetzt durchschaue ich die Spielchen der Pharmaindustrie. Anstatt auf "sex sells" zählt man hier eben auf "fear sells". Und ich bin mir sicher, auf Dauer steigt dadurch bei den Frauen, die nie in den zweifelhaften Genuss dieser Impfung kamen, sogar noch die Zahl der Gebärmutterhalskrebsfälle, was dieser Angstschürerei gleich noch mehr Aufwind gibt...Und dann: Willkommen, Teufelskreis.

17 September 2008

Invasion der fremden Bekannten

Sie sind wieder da. Ich sehe sie. Ich sehe sie überall! Und manchmal sehen sie auch mich. Dann, natürlich, sobald sich unsere Blicke zu kreuzen drohen, schauen beide flux weg - nur um kurz darauf etwas verlegen und aus dem Augenwinkel wieder hinzustarren und sich dabei immer und immer wieder zu fragen "Woher zum Henker kenn ich diesen Menschen!?"
Ja ja, das passiert halt mal, klar. Aber warum (nochmal zum Henker!) passiert es mir innerhalb von zwei Tagen so oft, dass ich darob Vögel kriege?! Nur paar Beispiele:
Da gibt es die Sorte Verfolger. Wie diese Erstsemestrige. Ich kenn sie nicht, sie kennt mich nicht, ich hab sie nie vorher gesehen und werd sie wohl auch kaum noch sehen, aber am Montag und Dienstag bin ich ihr insgesamt viermal über den Weg gelaufen. Es scheint mir Tausende Neue zu geben an der Uni, aber nur sie taucht an jeder Ecke auf.
Oder die Sorte, die ich ganz oben beschrieben habe, wie die andere Studentin, die im Vorlesungssaal zehn Reihen unterhalb von mir sitzt. Beim Abscannen des Raums nach vertrauten Gesichter bleiben wir aneinander hängen und sind beide offensichtlich irritiert über das Gefühl von Bekanntheit bei der anderen Fremden... Wir starrten abwechselnd und mehrfach. Auf eine Lösung bin ich bisher immer noch nicht gekommen. Ich hoffe, sie auch nicht. Ich müsst mir sonst wohl langsam Sorgen machen.

15 September 2008

Allergiker-Info

Wusstest du eigentlich, dass Milch Milch enthält? Schon? Gratuliere, dann bist du sicher kein Allergiker. Die sind nach neuster, übervorsichtiger Ansicht unserer Lebensmittelgurus nämlich offenbar auch noch mit Dummheit gestraft, wie diese Milchpackung beweist:



14 September 2008

Scheuklappen bitte!

(WZ-Kolumne)
Kurz nach meiner Rückkehr traf ich mich mit einer Freundin in Bern. Ich konnte es kaum geniessen, denn ich war heillos überfordert. Jetzt hatte ich doch während Monaten jedem Menschen in die Augen geschaut, mit allen gesprochen, die ich traf, alles um mich herum betrachtet und vor allem: Mir Zeit gelassen! Und hier? Unmöglich! Mir wurde schwindlig ob all den Farben und Gesichtern, die zu schnell und zu zahlreich an mir vorbeihuschten als dass ich sie mir recht hätte ansehen können. So stolperte ich geradezu durch die Menschenmassen, wurde hin- und her geschubst und kam mir vor wie eine Ausserirdische.

Daraufhin sah ich ein, dass ich den Alltag ohne Scheuklappen, also ohne bewusstes Ausblenden, gar nicht ertrüge. Traurig, denn klar war ebenso, dass mir dadurch etwas fehlen würde. Mittlerweile glaube ich jedoch, die Balance gefunden zu haben. Ich spiele zwar oft wieder mit bei dem Spiel, in dem es darum geht, möglichst unbeeindruckt durch die Gegend zu laufen und so zu tun, als sähe man niemanden. Durch das Erlebnis in der Stadt habe ich aber Verständnis für dieses Verhalten gewonnen. Es ist gewissermassen auch Selbstschutz, weil man eben gar nicht dauernd alles aufnehmen KANN.

Der Alltag ist mir also auf den Fersen und meine Zeit auf dem Jakobsweg kommt mir schon lange vor wie ein Traum. Fast täglich jedoch blitzen Erinnerungen in mir auf und ich entledige mich kurz meiner Scheuklappen. Dann gehe ich lächelnd durch die Strassen und nehme mir Zeit, alle und alles anzuschauen. Ich fühle mich dann zum Glück nicht mehr wie eine Ausserirdische, bin aber sicher, jetzt komme ich einigen so vor :)

11 September 2008

Bilanz (unvollständig)

(WZ-Kolumne)

Ich blicke zurück auf die Erfahrungen und Erlebnisse der letzten zweieinhalb Monate und sehe, dass ich reich bin. Aber ich will mich kurz fassen und mich an die trockenen Fakten halten.
Schäden, Beinahe-Schäden, Traumata: 1x fast auf eine Schlange getreten (barfuss natürlich...), 2x im WC eingeschlossen, 1x von einem Hund in die Wade gebissen (so ein kleiner Scheisser), 1x von einem wirklich gefährlichen Hund angefallen (Wanderstock sei Dank!), 2x akute Gastroenteritis, Tendinitis (fast permanent), Blasen (ungezählt).
Beobachtungen in der Natur: Rehe, Hasen und viele andere Nagetiere, Schlangen, diverse Echsen, Bussarde, Adler, Frösche, Rebhühner, Störche und ca. 1000 Pilger.
Verbraucht: etliche Telefonkarten, 3 Päckchen Heftpflaster, 1 Rolle Tape, 1 Rolle sterile Gaze, ca. 2 Meter Faden (nicht zum Nähen, für die Blasen), ½ Fläschchen Desinfektionsmittel und mindestens ½ Liter Salbe für müdeMuskelngeschwolleneBeineentzündeteSehnengeschundeneFüsse.

Verloren: 1 Paar handgestrickte Pulswärmer (ausgerechnet am Tag vor der Pyrenäenüberquerung), 3 Zehennägel, einige schlechte Angewohnheiten.
Gefunden: etliche vierblättrige Kleeblätter, 1 fünfblättriges Kleeblatt, 1 Schirm (mit perfektem Timing direkt vor einem Gewitter), 1 versteinertes Schneckenhäuschen, den Glauben ans Gute im Menschen.
Und zwar u.a. dank: Käthi, Elisabeth, Nicole, Nadja, Louis, Catherine, Hubert, Martina, Corrie, Johan, Christian, Anne, Marise, Athos, Jeanne d'Arc, Danielle, Sabine, Wim, Markus, Patricia, Anna, Willy, Fernando, Marlen, Katharina, Jutta, Peggy, Jane, Sylvia, Soonji, Anita, Giorgio, Jose Luis, Stein, Bente, Michaela, Detlef, Nadine, Aurore, Normand, Valérie, Kimberly, Anna, Dieter, Kitsie, Alfred, Julia, Friedemann, Claudia.

04 September 2008

Der letzte Tag

(WZ-Kolumne)

Alle Ups und Downs geben sich nochmal die Ehre. Die Magenprobleme, die mich schon einmal für Tage ausgeschaltet hatten, kommen mit aller Heftigkeit zurück und mit ihnen alle überwunden geglaubten Zweifel (oder umgekehrt?). Die Angst davor, es vielleicht nun doch nicht zu schaffen. So kurz vor dem Ziel. Das Unbehagen beim Gedanken an Probleme und Verpflichtungen, die zu Hause auf mich warten. Aber so krank kann ich gar nicht nach Hause! Nur weiter geht auch nicht. Nichts geht.
Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Die 20 Kilometer bis nach Santiago zu schaffen, scheint mir unmöglich. Finisterre zu Fuss? Schon lange ausser Diskussion. Am Ende meiner Kräfte interessiert es mich sowieso kaum noch, wann und ob ich wo ankomme. Ich will bloss gesund werden. Bitte nur liegen. Nur warten.

Am nächsten Morgen geht es besser, doch mir scheint, ich habe alle Kräfte, die ich auf dem Weg gewonnen hatte, in diesen paar Stunden wieder verloren. Aber ich will gehen. Und so geht es.
Mein geschundener Körper kommt langsam wieder in die Gänge und auf einmal fühlt es sich an, als ob nie etwas gewesen wäre. Ob das die Vorfreude macht? Schon sehe ich Santiago vom Monte do Gozo aus vor meinen Füssen liegen. So steht es jedenfalls in meinem Führer. Aber nein, das kann doch nicht sein! Das muss irgend eine andere Stadt sein. In diesem Glauben gehe ich weiter bis ich das Ortsschild sehe. Da überwältigt es mich wie andere wohl erst vor der imposanten Kathedrale. Neben mir rauschen Autos und Lastwagen vorbei, ich weine vor Freude.

28 August 2008

¿Hablas a little de toutes les Sprachen?

(WZ-Kolumne)
Später Nachmittag in einer gemütlichen, verhältnismässig kleinen Albergue, die in einem Zisterzienserkloster untergebracht ist. Die Pilger haben ihre Wäsche gewaschen (von Hand natürlich, wie jeden Tag) und zum Trocknen in die Sonne gehängt, die Blasen an den Füssen sind versorgt, nach dem fast schon kollektiven Nachmittagsnickerchen kommt langsam wieder mehr Leben ins Klostergebäude aus dem 17. Jahrhundert. Viele schreiben Tagebuch. Da und dort beginnt man zu plaudern, es bilden sich Grüppchen, oftmals fein säuberlich und bequem nach Nationen beziehungsweise Sprachen geordnet oder nach bereits bestehenden Gruppen. Als Einzelpilger kann es anstrengender sein, meistens aber auch viel spannender. So finde ich mich plötzlich mit der spanischen Hospitalera (ehrenamtliche Mitarbeiterin der Herberge) und einer Pilgerin aus Korea am selben Tisch wieder. Die Hospitalera spricht weder Deutsch noch Koreanisch noch Englisch, die Koreanerin wenig Englisch, kein Deutsch und genau wie ich so gut wie kein Spanisch. Dieser Abend wird zu einem der vergnüglichsten und herzlichsten, den ich je hatte. Ich weiss nicht genau, wie das funktionierte, aber es funktionierte. Wir verständigten uns mit Herz, Händen und Füssen, den wenigen Worten in einer anderen Sprache, die wir irgendwo aufgeschnappt hatten, mit Grimmassen, Gesten, Zeichnungen, Geräuschen – das reinste Chaos. Aber wir verstanden uns. Und wir verstanden uns sehr gut. Wieder so eins von diesen wunderbaren, unerwarteten Geschenken, die der camino immer wieder für einen bereit hält.

21 August 2008

Am Morgen II

(WZ-Kolumne)

"Am Morgen" gelesen? Die pure Pilger-Idylle in Frankreich? Ich muss sie revidieren. Seit ich in Spanien unterwegs bin, kann ich von solchen Morgen leider oft nur noch träumen. Ich möchte Ihnen deshalb nun auch die weniger idyllischen Seiten des Pilgerns nicht vorenthalten:
Erwachen durch das nervöse Licht der Taschenlampen, aufgeschreckt durch das Gequietsche und Gerüttle der Kajütenbetten. Fremde Wecker.
Aufbrechen, schon wieder so früh! Jeden Tag früher habe ich den Eindruck. Die Sonne brennt mir bereits nach wenigen Stunden im Rücken. Sie jagt mich in die richtige Richtung. Einen Platz für eine Pause erhaschen - da muss man sich sputen. Aber auch eine Autobahnbrücke spendet Schatten. Ich versuche den Lärm der vorbeirauschenden Autos auszublenden.
Es ist schwer, es langsam anzugehen am Morgen. Das richtige Tempo? Ich fühle mich verfolgt von Pilgern, bin eingeklemmt zwischen ihnen. Vor mir, neben mir, um mich herum nichts als Pilger. Hier und dort wird geplaudert, gequasselt, "gschnäderet". Mir war noch nie klarer, dass diesen Weg schon Millionen gegangen sind und ihn noch gehen werden. Dazu setzen mir lärmige, stinkende Strassen zu. Ein Wunder, wenn mal eine Minute Ruhe ist. Ich lenke mich
ab mit Gedanken ans Wiedersehen mit meinen Lieben, es sind ja bloss noch 200 Kilometer. 200 Kilometer? Meine Güte, ein Katzensprung! Doch lange kann ich nicht bei diesen Gedanken verweilen. Ich weiss nicht mehr recht wie atmen, die Abgas-getränkte, heisse Luft brennt mir in der Nase und im Hals. Bin ich nun Pilgerin oder Gefolterte?
Und trotzdem gehe ich weiter, immer weiter. Auch irgendwie magisch, oder?

14 August 2008

Typologie des Pilgers

(WZ-Kolumne)

Typ 1 - Der hightech-Pilger: In seine Ausrüstung hat er viel Zeit und vor allem viel Geld investiert. Er zieht leichte, moderne Materialien vor. Alles was er dabei hat, ist höchst strapazierfähig, neu auf dem Markt, atmungsaktiv, und eben ganz wichtig: hyperleicht. Im Rahmen seiner intensiven Vorbereitung hat er gelesen, leichte Materialen seien besser für die Pilgerei. Dumm nur, dass zuviel Leichtes auch schwer wird.

Typ 2 – Der Tourist: Er schleppt seine gesamte Fotoausrüstung mit, stoppt alle 50 Meter um ein Foto zu schiessen und muss daher – so scheint er jedenfalls das Gefühl zu haben – die 50 Meter zwischen seinen Fotostopps jeweils fast rennen, damit er neben der ganzen Rumfotografiererei auch noch ein bisschen vorwärtskommt.

Typ 3 – Der Besserwisser: Ungefragt rät er, nein drängt er einem seine weisen Pilgerratschläge. Er ist zwar selber erst seit vier Tagen unterwegs und weiss nicht, dass es bei mir schon zwei, drei Tage mehr sind (wie sollte er, er lässt mich nicht zu Wort kommen), aber er ist ja ein gestandener, älterer Mann, der mit seinen Kumpels unterwegs ist, während ich armes junges Pilgerhuscheli ganz allein auf dem Weg bin. Ja, da muss er mir schon möglichst viel von seinem Wissen mitgeben.

Typ 4 – Frauen und normale Pilger: Das mag jetzt wohl etwas frech klingen, aber ich habe tatsächlich noch kaum weibliche Pilger des Typs 1 bis 3 getroffen. Frag nicht mich, warum das so ist, frag am besten Typ 3.


07 August 2008

Vom Regen in die Bratpfanne

(WZ-Kolumne)
Saint Jean-Pied-de-Port, endlich! Bald heisst es "Au revoir le chemin, hola el camino"! Nach wochenlangem Regenwetter in Frankreich nun auch die berechtigte Aussicht auf schönes, warmes Wetter in Spanien. Die Pyrenäen heissen mich
willkommen und zeigen sich von ihrer besten Seite. Bei meinem Zwischenhalt auf 800 Metern die reinste Bergidylle und prächtiges Wetter. Ich kann mich kaum sattsehen an diesen wunderbar samtigen Hügeln! Und dieser Frieden! Ich geniesse die erhabene Ruhe der Bergwelt vor dem Sturm, der mich wohl oder übel auf der spanischen Seite mit den vielen Pilgern auf dem camino erwarten wird. Dann nehme ich die restlichen 600 Höhenmeter in Angriff. Im T-Shirt wie alle Pilger, Wandern gibt schliesslich warm, vor allem bergauf. Es geht höher und höher und wird kälter und garstiger. Auf 1400 Metern gerade noch 4 Grad, dicker Nebel, eisiger Wind, der Regen wie Nadeln auf den nackten Armen. Ok, vielleicht jetzt doch langsam eine Jacke anziehen. Man sieht nicht weiter als fünf Meter und muss sich ganz schön konzentrieren, dass man die Markierungen, die den Weg anzeigen, nicht verpasst. Mehrmals sinke ich knöcheltief im Matsch ein. Vielleicht mag ich die Pyrenäen doch schon nicht mehr so sehr. Doch die Aussicht auf den Sommer jenseits dieser Nebelsuppe motiviert mich. Irgendwann gehts nur noch abwärts und wird tatsächlich auch langsam wieder etwas wärmer. Am nächsten Tag bin ich schon wieder auf 400 M.ü.M. Ich gehe lange Strecken auf Asphalt, die Sonne brennt schon um zehn Uhr morgens. Sie saugt mich aus fast wie die Mücken damals im Horrorwald in Frankreich. Irgendwie vermisse ich die Pyrenäen.


31 Juli 2008

Haben und Sein

(WZ-Kolumne)

Ein Wunder mit wie wenig man auskommt. Die Kleider, die ich dabei habe, zum Beispiel - sie passen in einen Plastiksack. Obwohl ich mich schon längst daran gewöhnt habe, erstaunt es mich doch ab und an, wenn ich mein bescheidenes Hab und Gut auf einem Bett ausgebreitet sehe.
Warum muss es zu Hause denn immer das zehnfache des eigentlich Nötigen sein? Die Kleider, die ich dort habe, passen nur knapp in meinen riesigen Schrank! Wieso ist meine Wohnung in der Schweiz übervoll mit Dingen, die ich ja ganz offensichtlich gar nicht zum Leben brauche?
Ich könnte ohne Weiteres die Hälfte weggeben und hätte immer noch zu viel. Auf dem Weg habe ich schon nach wenigen Tagen gemerkt, wie unglaublich befreiend es ist, praktisch nichts zu haben.
Gerade wenn ich an diesen Neubauten vorbeigehe, aus dem Ei gepellte Einfamilienhäuser, eingezäunt, der Rasen perfekt gepflegt und dazu wie selbstverständlich ein Swimmingpool. Fast täglich sehe ich sie. Alles sauber, die Liegen bereit, das Wetter passt. Nur, noch nie habe ich jemanden in einem dieser Pools baden sehen. Am Abend zur Feierabendzeit, wenn ich nach einem Tagesmarsch durch den schmalen unwegsamen Trampelpfad entlang einer grossen Strasse stampfe und die Autos einen Meter neben mir vorbeirasen, verstehe ich aufeinmal warum. All diese armen Leute müssen den ganzen Tag im Büro verbringen, um sich so einen Luxus überhaupt leisten zu können. Und wenn sie dann endlich zu Hause sind, haben sie keine Zeit, in Ihren teuren Pool zu springen, weil sie bestimmt den ganzen Abend dafür aufwenden müssen, ihren Rasen so perfekt zurechtzumähen.

24 Juli 2008

Das Wandern ist des Müllers Lust...


(WZ-Kolumne)

...es kann aber auch ganz schön lästig werden. Von den Pilgerhorden hatten wir es ja bereits; da gibt es aber noch einiges. Stell dir nur mal vor, es regnet seit mehr als einer Woche täglich. Zwar meistens nur kurz, dafür aber heftig. An all den wunderschönen, stark frequentierten Wanderwegen geht das natürlich nicht spurlos vorbei. Fertig Magie des Wegs. Jetzt kommt dicke Post. Deine Wanderschuhe musst du alle paar Meter vom Schlamm befreien, wenn du ihn nicht kiloweise mitschleppen willst.

Bei jedem Schritt darfst du entscheiden, ob du bis zu den Knöcheln im Matsch versinken, oder doch lieber ein Ausrutschen riskieren willst (gut, wenigstens wäre der Fall ein weicher). Dann führt uns unser geliebter Weg natürlich nicht in die Nähe einer asphaltierten Strasse, die wir unter diesen Umständen für einmal mit Handkuss nehmen würden, nein, er macht mit uns noch einen netten kleinen, 7km langen Abstecher durch einen dunklen, feuchten Wald, in dem nur jemand sich zu Hause fühlt: Mücken! Willkommen auf Schwierigkeitsstufe drei: neben Steckenbleiben und Ausrutschen, gilt es nun auch noch sich effizient gegen die Blutsauger zu wehren. Durch das stete Abwimmeln der Mücken mit der einen Hand (die andere führt den Wanderstock) wird es nicht unbedingt einfacher, die Balance auf dermassen glitschigem Terrain zu halten. Doch, du magst es verstehen, geneigte Leserin, geneigter Leser, dass ich mir die Frage in solchen Momenten scheu zu stellen wage: Was tue ich hier eigentlich?!

18 Juli 2008

Pilgern à la carte

(WZ-Kolumne)

Pilger sind ein friedliches und interessantes Volk. Man findet immer wieder Leute mit der gleichen Wellenlänge und ist auch als Einzelpilger nie wirklich allein, wenn man nicht will. Doch manchmal fangen sie auch an mich zu nerven, diese Horden von Pilgern. Gewisse jedenfalls. Viele Franzosen zum Beispiel machen nur Etappen von ein oder zwei Wochen auf dem Jakobsweg im eigenen Land. Da sie zudem oft in grösseren Gruppen unterwegs sind und sich ihre Plätze in den Gîtes (so heissen die Pilgerherbergen in Frankreich) schon weit im Voraus reserviert haben, kann man als Einzelpilger schon mal Schwierigkeiten bekommen, noch Unterkunft zu finden. Viele von ihnen können es sich leisten, sich das Gepäck per Auto von Etappe zu Etappe nachführen lassen (und was diese Sorte Pilger auf die Reise mitnimmt, IST Gepäck und nicht bloss ein Rucksack!), also frage ich mich, warum sie sich nicht auch ein Hotel leisten anstatt uns weniger gut betuchten Pilgern die billigen Plätze in den Gîtes wegzuschnappen.
Erschreck nicht, der Weg macht einen im Allgemeinen schon eher ruhiger und friedfertiger, aber wenn ich diese Sonntagsspaziergänger dann jeweils am frühen Morgen mit ihren neuen, leichten Turnschühchen und kleinen Lunch-Rucksäckchen auf ein 16 Kilometer-Etäppchen davonhüpfen sehe, während ich meinen 10 Kilo-Rucksack und meine verdreckten Wanderschuhe anschnalle und mich gemächlich auf den Weg mache, bringt mich das einfach auf die Palme!

11 Juli 2008

Am Morgen

(WZ-Kolumne)

Mit dem Sonnenaufgang und Vogelgezwitscher aufwachen. Kein Wecker. Aufbrechen, wieder und wieder, jeden Tag weiter - "Ultreïa!", so singen es die Pilger seit Jahrhunderten. Es langsam angehen. Spüren welches Tempo heute das Richtige ist. Gedanken kommen und gehen lassen. Plötzlich überrascht feststellen, dass man die letzten paar Minuten überhaupt nichts gedacht hat - welch eine Ruhe! Die Sonne im Rücken gegen Westen gehen; sie schiebt mich an in die richtige Richtung. Es zieht mich dahin, ich kann es nicht erklären. Schon mal kurz von der Freude kosten, die mich am Ziel erwartet, oder beim Wiedersehen mit meinen Lieben. Was ich alles zu erzählen haben werde! Aber nicht zu lange schwelgen. Es sind ja noch 1000 Kilometer. 1000 Kilometer? Verrückt...Die frische Luft trinken. Das verheissungsvolle, morgendliche Licht in den Feldern, auf den Hügeln, vor mir, neben mir, um mich herum nichts als Natur, so weit ich sehen kann. Kein anderer Mensch weit und breit, kein Lärm, keine Autos. Bin ich nun Königin oder Pilgerin?

Einen schönen Platz für die erste kleine Pause entdecken; als ob er auf mich gewartet hätte. Nur auf mich, gerade heute und jetzt in dem Moment. Ich fühle mich willkommen. Das Gefühl haben, der erste Mensch zu sein, der hier vorbeigeht und es geniessen, wohlwissend, dass schon Millionen vor mir diesen Weg gegangen sind. Ob es wohl deshalb ist, dass ich mich so aufgehoben fühle? Ich sehe niemanden, aber ich bin nicht allein. Das ist die Magie des Wegs.