11 Juli 2009

Naturlehre!

(WZ-Kolumne)
Beobachtung I
: Lange 26 Jahre meines Lebens (und dann noch die ersten 26!) habe ich nie und wirklich gar überhaupt nie auch nur ein einziges vierblättriges Kleeblatt gefunden. Nie! Ist das nicht unglaublich unfair? Ich armer Tropf! Weder wenn ich danach Ausschau hielt, noch wenn ich genau dies explizit zu vermeiden suchte, war mir das Glück hold. Während gewisse Mitglieder meiner nächsten Verwandtschaft seit jeher vierblättrige Kleeblätter regelrecht mähten, schien ich, zielsicher immer exakt am falschen Ort nachzuschauen. All diese Jahre der Niederlage liessen meinen Kampfgeist anschwellen und mich nur noch verkrampfter suchen. Ich fand steif und fest – und der gesunde Menschenverstand (meiner jedenfalls), gab mir recht – es müsse doch wenigstens EINMAL auch mir passieren, alles andere wäre nicht logisch. Wenn nicht von alleine, so müsste es sich doch wenigstens erzwingen lassen. So warf ich mich in unbeobachteten Momenten auf Felder und Rasen und klapperte jeden Halm ab. Es war eine Obsession..., die leider zu nichts führte. Irgendwann kamen dann offenbar doch noch andere gewichtige Wichtigkeiten in mein Leben und ich habe meine Suche nach dem heiligen (vierblättrigen) Gral tatsächlich einfach vergessen. Und siehe da, kaum hatte ich es vergessen, da plötzlich (im letzten Sommer) konnte ich mich vor vierblättrigen Kleeblättern nicht mehr retten! Kaum einen Schritt konnte ich tun, ohne dass mir nicht eines von ihnen ins Auge gestochen wäre.

Fazit I: Das Glück findet einen, wenn man es nicht mehr sucht.

Beobachtung II: Ich habe zwar seit jenem Sommer immer wieder vierblättrige Kleeblätter gefunden, jedoch fiel mir mit wachsender Sammlung etwas immer deutlicher auf: Kaum ein vierblättriges Kleeblatt ist wirklich makellos. All die Millionen dreiblättrigen Kleeblätter sind viel schöner, ebenmässiger, perfekter.
Fazit II: Wenn man das Aussergewöhnliche nicht findet, sollte man darüber nicht vergessen, wie schön all das Normale ist, das man bereits hat.
Und gleich noch ein Fazit obendrauf: Auch wenn man das Gewünschte findet, heisst das noch lange nicht, dass es so perfekt wird, wie man es sich vorgestellt hat.