03 September 2009

Das Ding

(WZ-Kolumne)
Es ist etwas Neues in mein Leben getreten. Es ist gross, klobig und eckig. Es gibt sich als mein Freund aus, doch ich hege vor allem negative Gefühle ihm gegenüber. Die Geschirrspülmaschine.

Sie verstehen vielleicht nur schwer, wie ich so schlecht über ein solches Ding denken kann. Aber das ist so: Geschirrspülen verbinde ich seit jeher mit Handarbeit. Basta. Das Geschirr in einem normalen Haushalt von einer Maschine abwaschen zu lassen hingegen, sehe ich als ein Merkmal unserer überbequemen, an Bürostühlen klebenden Gesellschaft. Dazu kommt: Noch keine der Wohnungen, in denen ich bisher hauste, war mit dem Ding ausgestattet. So rührte meine Skepsis gegen das Ding, über das meine neue Wohnung diesmal nun eben verfügt, anfänglich vor allem auch daher. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Und benutzen tut er es schon gar nicht. Da ich nun aber mit einer grossen Portion Neugier ausgestattet bin und zudem WG-Gspändli habe, die das Ding sehr wohl benutzen wollen, sprang ich über meinen Schatten, ging in den Laden, kaufte die sieben Sachen, die man für das Betreiben eines solchen Dinges zusätzlich noch benötigt, und: Ich liess es laufen.
Häi fühlte sich das komisch an! Ich war ja gerade dabei, mich und meine eigenen Prinzipien zu verraten. Aber item. Nach 115 Minuten (!) war die „Arbeit“ getan. Ich räumte das Ding aus und stellte beschämt fest, dass ich mich doch insgeheim über das glänzende, für mich so arbeits-lose Resultat freute.
Doch es war eine Freude von kurzer Dauer. Aus einem anderen Grund musste ich die Gebrauchsanweisung des Dings konsultieren (ja, ja, das Ding nimmt einem den Abwasch ab, stellt einen aber im Gegenzug vor eine ganze Liste viel mühsamerer Probleme...). Dabei entdeckte ich, dass mein bequemer Abwaschspass gerade sage und schreibe 20 Liter Wasser verbraucht hatte – Energie und hochkonzentriertes Spülmittel nicht eingerechnet!
Ich war entsetzt.
Das wäre nun der Zeitpunkt gewesen, meine Karriere als Geschirrspülmaschinenbenutzerin bereits wieder zu beenden. Doch Sie können sich denken, was jetzt kommt. Die Bequemlichkeit siegte über mein schlechtes Gewissen.
Ich bin nicht stolz darauf und ich habe auch versucht, standhaft zu bleiben. Aber jedes Mal, wenn ich von Hand abwasche, steht das Ding mit halb geöffneter Klappe neben mir und verhöhnt mich, dass ich mir solche Gedanken überhaupt mache.