15 März 2010

Audiatur et altera pars

In Sachen kontemporärer Musik gehen meine, und Emotionen allgemein - so glaube ich hier einmal herausgefunden zu haben - schnell hoch. Nun, ich will versuchen, es diesmal besser zu machen und so sachlich wie möglich meine Beobachtungen kund tun. Für Diskussionen bitte die Kommentarfunktion benutzen.

Ganz klar scheinen MusikhörerInnen grob in zwei Lager aufteilbar.

A. Die auch-auf-den-Text-Hörer
Sie hören und verstehen gute Musik als harmonische Synthese von Melodie, Rhythmus und Text, die einen als Ganzes berühren soll. Bei der Entscheidung, ob Ihnen ein Song gefällt oder nicht, gewichten sie den Text mindestens genau so stark wie die Melodie. Mindestens. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ihnen zuerst der Songtext nah geht und erst als Folge davon auch die Melodie. Sie haben Mühe, bei einem Song den erzählten Inhalt zu Gunsten der Melodie auszublenden. Ist ihnen der Inhalt zu fad, zu oberflächlich oder zu dumm, empfinden sie oft den ganzen Song so.

B. Die nur-auf-die-Melodie-Hörer
Sie hören und verstehen Musik als Synthese von Melodie und Rhythmus, die einen angenehm berieseln soll. Bei der Entscheidung, ob Ihnen ein Song gefällt oder nicht, gewichten sie den Text in keinem Ausmass. Er ist ihnen oft gar überflüssig. Es ist gewöhnlich so, dass ihnen ein Song aufgrund seiner Melodie gefällt, sie aber keine Ahnung und auch kein Interesse daran haben, wovon das Lied handelt. Sie haben Mühe, den Songtext gleichzeitig mit der Melodie aufzunehmen. Ist ihnen ein Song zu ruhig, zu auffällig oder zu exzentrisch, geben sie nicht noch dem Text eine Chance, ihre Meinung zu beeinflussen.