15 August 2010

Dirty, Heilsarmee, dirty!

Es hatte mich in ein Gästehaus der Heilsarmee verschlagen. Das hat damit zu tun, dass ich natürlich nicht vorausgeplant hab und angesichts dieses Resultats müsste ich mir das mit dem Vorausplanen vielleicht doch nochmal überlegen (ich meins natürlich nicht ernst :P).
Die Heilsarmee-Menschen mögen liebe Menschen sein, aber es sind immer noch biedere, liebe Menschen.
Jedenfalls war ich nun also in unglaublicher Biederkeit einquartiert. Die Biederkeit war im Teppich über dem Teppich am Boden, im massiven, gepolsterten Stuhl, in den groben Vorhängen - alles in undefinierbaren Farben gehalten - und sie war vor allem in den Bildli mit den Sprüchli, die über dem Bett hingen und auf dem Tisch standen, in dem die Biederkeit auch war.
Ich ging aufs Klo, das sich auf dem Gang befand, um zu sehen, wie sich Biederkeit im Klo äussern würde.
Es hing dort das übliche Schildchen mit dem Aufruf zu Sauberkeit, das Blick-zurück-Sprüchli, das Hygieneartikel-ins-Säckli-Sprüchli und...was da auch noch stand, lässt mich noch immer nicht los:

"Wenn Ihnen ein Missgeschick passiert, sagen Sie uns bitte Bescheid, wir helfen Ihnen gerne weiter."

Ok?! Meine Fantasie kam sogleich mächtig ins Rotieren, denn sie fand auf Anhieb kein Missgeschick, das mir a) normalerweise auf Toiletten passiert und b) das ich dann auch noch gleich der Heilsarmeeherbergsmutter mitteilen würde! Hilfe!
Woran die wohl gedacht haben? Dass jemand die Schüssel verfehlt? Seine Brille runterspült? Sich unentwirrbar mit dem Tamponschnürchen verheddert? Sich etwas Heikles zwischen Klobrille und -deckel einklemmt? Vor meinem inneren Auge spielten sich Szenen ab, die sich schwer in Worte fassen lassen.
Eines jedoch ist mir auf diesem Klo klar geworden: (Auch) Hinter der Biederkeit klaffen immense Abgründe.