09 November 2011

Theorien

Nach Auswertung verschiedener Meinungen, weiteren Diskussionen am WG-Tisch und Grübeln im stillen Kämmerlein kamen wir beide unabhängig voneinander zum Schluss, dass es sich bei diesem Rezept eigentlich nur um eines handeln kann: Himbeerlikör.
Oder jedenfalls irgendwas mit Alkohol. Diesen impliziert ja das Wort "gären". Der Essig ist dabei wohl einfach ein Helferchen und sein unpassender Geschmack wird mit dem vielen Zucker übertüncht.
In der Praxis von uns ausprobiert wird das Rezept frühestens zur nächsten Himbeerernte.

Was noch anzufügen ist, und damit kommen wir zum eigentlichen Fokus dieses Posts:
Ich habe der Grossmutter meiner Mitbewohnerin unrecht getan, indem ich ihre Schreibweise, man solle die Himbeermasse "durchtrücken" belächelt habe. Die alte Dame hat nämlich mehr als recht. Der Vorgang des Durchtrückens von Himbeeren durch ein Sieb braucht Kraft, man darf sich also ungeniert des harten Ts bedienen, während zum Beispiel das Drücken der Knöpfe auf einer Tastatur einen vergleichsweise schwachen Kraftaufwand bedeutet und somit ein weiches D viel eher angebracht ist.
Us Grossmutter war eine Sprachpionierin. Ich werde ihr in dieser Sache zukünftig ergeben folgen. Hier einige Anwendungsbeispiele aus dem Alltag:

Karotten (roh) vs Karodden (gekocht)
halten (wie in "die Polizisten halten ihn fest") vs halden (wie in "komm her, ich möchte dich halden" [gerade hier könnte der Gebrauch eines harten Ts fatale, unbeabsichtigte Folgen haben])
falten (so wie man es macht, wenn man Origami ernst nimmt) vs falden (so wie es all die schludrigen Schüler machen, die keine Ahnung von den Freuden dieser Kunst haben!)
arbeiten vs arbeiden (deutliche Verwandtschaft zum vorangehenden Beispiel)
Auto (ein Gefährt für Proleten) vs Audo (ein Smart)
Audio (wenn die Lautstärke der Musik angenehm eingestellt ist) vs Autio (wenn es weh tut in den Ohren)
Kondom (eins, das noch in der Packung ist) vs Kontom (Ich bitte euch! Es geht hier um die Wissenschaft!)

An dieser Stelle einen umfassenden Überblick zu geben über die immensen neuen Möglichkeiten, die uns die Wiederentdeckung der U-grossmütterlichen Konsonation beschert, würde den Rahmen eines Blogs natürlich sprengen. So möge vorerst der obige, sehr limitierte Einblick genügen.
Weitere Anwendungsgebiete ergeben sich selbstverständlich auch mit den Konsonanten B und P, bei welchen im Übrigen seit längerem zu beobachten ist, dass ihre Weichheit respektive Härte oft bereits äusserst sinngemäss eingesetzt wird (Beispiel: Bier, Portwein).