23 März 2013

Von komischen Leuten #2

Nachmittags in Luzern. Mitten auf dieser Brücke, deren Namen ich nicht kenne, nämlich nicht die Rathausbrücke, nein, eine weiter unten, und nein, auch keine dieser alten holzigen, die wüsst ich schon, also wer den Namen dieser Brücke kennt, bitte melden. Aber eben, mitten auf dieser Brücke, und da fahren meines Wissens amigs auch Autos und ömu sicher Velos durch, sitz-kauert eine Person, Gesicht gen Boden, Kapuze überm Kopf und bewegt sich nicht. Man guckt verwundert. Irgendwann fängt die Person an sich langsam tänzerisch zu bewegen, womit klar erkennbar wird, dass man sich eher nicht um sie zu sorgen braucht, weil sie das offenbar ganz bewusst und freiwillig macht, aber man geht trotzdem verwundertmitleidigneugierigfremdbeschämt weiter. 
Vorbei an einer Person, die auf einem dieser Sitzbänkli der Brücke sitzt und zwar in Richtung schöne Aussicht, dabei aber ihren ganzen Kopf mit einem schwarzen Schal eingewickelt hat, so dass sie davon gar nix sehen kann.
Ok, äh... Kunstaktion? Muss wohl - ist ja heutzutage irgendwie alles, was kontrolliert verrückt wirken soll.
Einige Zeit später, Stadtrand. Wir gehen vorbei an einer Person, die an einem Stück Mauer steht und ihr Gesicht darin vergräbt. Zu sehen gibts da nix, ausser, die Person möchte vielleicht irgend einen Käfer genauer unter die Lupe nehmen. So nah dran wie sie jedoch ist, hat sie einen allfälligen Käfer auf der Mauer schon längst mit ihrem Gesicht zermanscht. Ich drehe mich beim Vorbeigehen kurz um, und erinnere mich an die seltsamen Gestalten von vorher auf der Brücke. Auch dieser Person hier scheints vollkommen ernst zu sein. Allerdings hat sie an diesem Standort kaum Publikum. Verdutzt gehe ich weiter und seither hirne ich.

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese drei Personen gleichzeitig aus der Psychiatrischen ausgebüxt sind und auch alle noch einen ähnlichen Tick haben, erscheint mir doch etwas zu gering. Möglich, dass die am Boden kauernde auf der Brücke gar nix mit der vermummten auf der Brücke zu tun hatte, und nur eine von beiden wirklich verrückt war, während die andere eben bloss eine dieser oberhippen Kunstperformances inszenierte. Möglich gar, dass die vermummte Aussichtsgeniesserin von der Brücke und die Mauergafferin von später ein und dieselbe Person waren, ähnlich gekleidet waren sie nämlich und auch ihre Ticks scheinen verwandt. Aber auch die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Nachmittags an verschiedenen Stellen der Stadt zweimal der gleichen Verrückten zu begegnen, scheint mir ziemlich gegen null zu streben. 
Immerhin, wenn das alles doch eine einzige tolle Performance war, dann freuen sich die MacherInnen bestimmt rüüdig über diese verwirrten Zeilen (wenn sie die denn überhaupt lesen können mit einem Schal, einer Strasse oder einer Mauer vorm Kopf).

PS: Übrigens ging es an dem Nachmittag natürlich konsequent mit komischen Leuten weiter, nämlich mit einem rüpelhaften Hauswart ohne jegliche kommunikative oder soziale Kompetenz, und langsam bin ich mir echt nicht mehr sicher, ob nicht auch das einfach nur eine Kunstperformance gewesen ist oder ömu eine versteckte Kamera, weil etwas in mir weigert sich einfach zu glauben, dass in einem einzigen Nachmittag so viel Absurdität Platz haben kann.