20 Mai 2013

Die einzige Krebstherapie

Die Wahrheit in diesem Satz löst in mir gewaltige Tornados aus! Er bringt schonungslos genau das auf den Punkt, dem ich dieser Tage, in denen ich mich intensiver mit Krankheit und Tod auseinandergesetzt habe, selbst immer mehr auf die Spur gekommen bin. An mir selbst beobachtend, an den Medien, an meinem Umfeld. 
Krank zu Hause sein bringt Ruhe. Und in der Ruhe liegt nicht nur die Kraft, da liegt auch Wahrheit.
Aber zurückgespult. Gestern las ich in einem Buch, in dem es eigentlich um was ganz anderes geht, beiläufig als kurzen Einschub von einer Freundin der Schreibenden, die vermutete krank zu sein. Die Ärzte fanden nichts, aber sie insistierte. Sie brachte die Ärzte schliesslich so weit mit ihr eine Kernspintomographie zu machen. Und sie hatte recht: Da war ein mehr als faustgrosser, bösartiger Tumor in ihrem Dickdarm.
Ha, Bingo! Den anderen zu zeigen, dass man recht hat, ist wohl selten so bitter wie in so einem Fall. Aber darum gehts mir hier nicht. Es geht darum: Sobald die Ärzte den Tumor gesehen haben, fahren sie natürlich ihre ganze Kriegsmaschinerie hoch (man bedenke, vorher befanden sie die Frau für gesund...). Sie wird bestrahlt und kriegt Chemo, was weiss ich, einfach das ganze Programm, da wird so ziemlich alle Munition verschossen. Kurze Zeit später eröffnen sie ihr, oh Wunder, sie habe nur noch wenige Monate zu leben. Natürlich ist dieser böse böse Tumor schuld und nicht die lieben Chemikalien, mit der sie die Patientin bombardiert haben. Ich weiss nicht, ob diese Frau es überlebt hat oder nicht, so weit bin ich noch nicht in der Lektüre, aber zusammen mit dieser Frau stehen jährlich Tausende, Hunderttausende von Menschen an eben diesem Punkt, wo die Ärzte ihnen irgend eine Horrordiagnose stellen und eröffnen, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hätten - und dann auch tatsächlich sterben. Und das liegt nicht an der treffsicheren Prognose der Ärzte...
Ob solch einer Hiobsbotschaft werden die meisten Patienten verständlicherweise total schwach, geben sich nun noch vollends in die fremden, ärztlichen Hände und lassen grausame Dinge mit sich machen, vor denen sich eigentlich jeder gesunde Herz-Menschen-Verstand schleunigst in Sicherheit bringen würde. Aber dieser natürliche Instinkt ist in solchen Fällen eben leider meistens nicht mehr intakt, weil einem durch Angstmacherei alle Kraft geraubt wird, ein Zustand, in dem man sich ganz leicht ganz naiv in irgendwelche Abartigkeiten stürzt, von denen der so kompetent und selbstbewusst wirkende Onkel Doktor uns versichert, sie seien unsere letzte Chance. An diesem Punkt haben wir unsere Eigenverantwortung längst abgegeben. Bis zur kompletten Selbstaufgabe ist es dann, mit tatkräftiger Unterstützung diverser chemischer Keulen, nicht mehr weit.

Der Satz stimmt tatsächlich. Wenn der Arzt sagt, du stirbst, dann stirbst du. 
Aber nur, wenn du ihm glaubst.

Deshalb lautet die einzige wirksame Krebstherapie, genau wie bei allen anderen Krankheiten: Bleibe bei dir, in deiner eigenen Verantwortung und überdenke und überfühle (allein und in Ruhe!) mehrfach, ob es sich gut anfühlt dein Leben in die Hände eines Fremden/der Pharmaindustrie zu geben.