21 Mai 2013

Hier werden Sie geholfen

Die Freizeitsanitäter in meinem kleinen Drama der Woche hätten es doch sicher nur gut gemeint, wollten nur helfen. Das ist so die allgemeine Reaktion auf die Geschichte. Mag sein.

Aber was ist Helfen? 

Hilft es einem Patienten, ihn mit unzähligen Fragen zu überhäufen? Hilft es ihm, gegen seinen Willen irgendwelche Massnahmen zu ergreifen oder ihm Dinge einflössen zu wollen?
Aus eigener Erfahrung weiss ich nun: Nein, im Gegenteil, das hat alles nur noch schlimmer gemacht. Hat unnötig Angst geschürt.
Das also ist definitiv nicht Helfen.

Helfen scheint etwas ganz schwieriges aber gleichzeitig auch total simples zu sein. Es bedeutet, jemandem das geben zu können, worum er bittet oder herauszufinden, was der Mensch sonst noch brauchen könnte. Dies alles aber ohne ihm etwas aufzudrängen. Dafür braucht es Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit sich selbst zurück zu nehmen. 

Bei Letzterem liegt wohl der Hund begraben. Sich selbst zurück nehmen. Ohne das funktioniert ja auch Ersteres nicht. Wie oft nennen wir unser Tun "Helfen", dabei ist es nur eine äusserst raffinierte Tarnung, um unsere eigene Angst oder Unsicherheit zu verdecken. Eigentlich doch meistens, wenn wir ehrlich sind. Bei mir war das bisher auch so, wie mich diese kleine Episode lehrt - und zwar nicht nur in Situationen, wo es um die Gesundheit geht. Ich möchte mich in Zukunft noch mehr achten. Wann ist mein Helfen wirklich hilfreich für den anderen und wann nur Ablenkungsmanöver für mich, auf Kosten des anderen?  Und wann dränge ich sogar jemandem etwas auf, nenne es Helfen, weil "ich es doch nur gut meine", aber eigentlich ist es mehr Vergewaltigen, eine Invasion, weil die Person gar nicht darum gebeten hat?

Ich glaube ich habe eine Lektion darüber gelernt, was echte Hilfe sein kann. In Notsituationen sind es simple, einfache Dinge von Mensch zu Mensch. Da Sein zum Beispiel. Halten. Ein Gefühl von Geborgenheit geben. Ich bin kein Arzt, also sollte ich auch nicht versuchen einen zu spielen.

Und in allen anderen Situationen ist es eigentlich immer die grösste Hilfe, wenn man gar nicht erst versucht, zu helfen.