31 Mai 2013

Stell dir vor!

Da muss schon immer erst etwas passieren, bevor sich etwas ändert!
Es braucht einen Supergau mit verheerenden Folgen, damit das Thema Atomkraft überhaupt mal auch nur ein bisschen ernsthafter diskutiert wird. Es muss erst das herzallerliebste junge Büsi meiner Nachbarn überfahren werden, bevor die Anwohner der betreffenden Landstrasse bereit sind mit einer Landstrassen entsprechenden Geschwindigkeit zu fahren. Und ich muss immer erst krank werden, bevor ich bereit bin kürzer zu treten. Warum ist das bloss so? Wir reden uns immer wieder ein sicher nochmal durchzukommen mit etwas, wovon wir wissen, dass es eigentlich nicht so toll ist. Diesmal klappt es bestimmt (noch)! Ach, was sollte schon passieren. Nee, warum ändern, alles beim Alten belassen ist doch viel weniger anstrengend. 
Den Rest verdrängen wir meisterlich.
Ich möchte so ein Verhalten oberdumm nennen! 
Aber (und!) es scheint einfach menschlich zu sein. Ein Naturgesetz vielleicht sogar? Lernen muss weh tun. Sonst bleibt einem die Lektion nicht.
Nur das Dumme daran wiederum ist, viele von uns sind so oberoberdumm und stur, dass einmal Leiden offenbar längst nicht ausreicht. Lieber leiden wir hundert Mal, als uns ein Mal etwas einzugestehen oder loszulassen. Das täte offenbar noch mehr weh. Oder wir meinen es jedenfalls.
Ja ich glaub das ist es, wir meinen es. In unserer Vorstellung erscheint dieses eine Mal wie die grösste Niederlage unseres Lebens, wie die allergrösste Schmach, der qualvollste Tod. Wir fürchten uns so davor, dass wir es um jeden Preis nicht so weit kommen lassen wollen. Ach unsere Vorstellungskraft.

Apropos. Ich weiss ja nicht, wie ich das verstehen soll, ich hatte mir ja immer mal gewünscht an einem See zu wohnen und jetzt plötzlich tue ich es. Nach dem wochenlangen Geschiffe geht die Glungge vor meinem Haus nämlich locker als See durch. Nur irgendwie hatte ich es mir eben anders vorgestellt.