Ich weiss es nicht. Ich weiss
nicht nur grad nicht, was ich schreiben soll, ich weiss auch sonst
ziemlich wenig. Wenn ich es mir recht überlege eigentlich kaum
etwas. Um nicht zu sagen nichts. Aber damit sagte ich schon wieder zu
viel. „Ich weiss, dass ich nicht weiss“ möchte ich mir nämlich
nicht anmassen zu sagen, schliesslich sind diese paar Worte seit der
Antike bereits in prominentem Besitz.
Als Teenager in der Schule war
„Ich weiss nicht“ aber jedenfalls die coolste Antwort überhaupt,
das weiss ich noch gut. Auch wer die Antwort eigentlich wusste,
konnte allfälliges Streberimage mit dieser Zauberformel gleich im
Keim ersticken (übrigens auch im Schulfach Französisch als „schö
nö se pa“ sehr beliebt). Es galt: Nichtwissen ist cool.
Doch das Spielfeld änderte sich
und mit ihm die Regeln. An der Uni oder im Berufsleben machte es sich
plötzlich gar nicht mehr gut offen zuzugeben, wenn man etwas nicht
wusste. Hier gehört offenbar zu den Angesehenen, wer möglichst
glaubhaft vorgeben kann, alles zu wissen. Geglaubt wird, was gut
behauptet wurde. Wahrheit scheint da nicht mehr so eine Rolle zu
spielen. Und es gibt sehr viele Leute, die wahre Meister darin sind
so zu tun als ob sie wahre Meister wären. Dabei wäre in den meisten
Fällen „ich weiss nicht“ die ehrliche Antwort. Aber darum geht
es eben nicht in dem Spiel, in dem gilt: Wissen ist Macht.
Wenn Wissen Macht ist, ist Macht
aber auch der reinste Stress. Solche Macht braucht ja einen heiden
Unterhalt, man muss stets noch mehr Wissen anhäufen, sich altes
Wissen immer à jour halten und aufs Neue verteidigen. Und traurig
ist das auch. Je mehr man sich den Kopf füllt mit vermeintlichem
Wissen, desto weniger hat man Augen all das zu sehen, was wir einfach
immer noch nicht wissen, dass wir auch nach Tausenden von Jahren zum
Beispiel immer noch keinen blassen Schimmer haben, was wir eigentlich
hier auf diesem Erdball machen und was das ganze Theater soll. Wir
wissen nichts und kein Wissen der Welt kann darüber hinweg täuschen.
Möge also Macht
anstreben wer wolle, mir ist es zu anstrengend. Nachdem ich mich auf
beiden Spielfeldern bewegt habe, muss ich sagen, Nichtwissen gefällt
mir erheblich besser. Mittlerweile geht es dabei allerdings nicht
mehr um Coolness, aber es macht einfach mehr Spass.
Eigentlich hat es sogar nur Vorteile. Es ist ganz leicht, jeder kann
es und vor allem hört diese elende Besserwisserei damit auf - wenn
zwei nichts wissen, kann nicht der eine es besser nichtwissen.