22 Januar 2009

Reimen für eine bessere Welt

(WZ-KOLUMNE)
Letztens geriet ich an einem grösseren Schweizer Bahnhof in die Fänge eines NPO-Mitarbeiters, also von jemandem, der für eine Non-Profit-Organisation arbeitet. Eigentlich an sich schon ein Widerspruch. Non-Profit – macht er die Arbeit etwa auch gratis?
Egal. Er haute mich mit einer dieser standardisierten NPO-Fragen an, die einem, würde man sie salopp mit Nein beantworten, sofort ein schlechtes Gewissen machen: «Hey, willsch mithälfe d’Wält z’rette?»
Ich, zuerst verdutzt, dass er ausgerechnet mich ansprach, die ich konsequent jeden Blickkontakt gemieden hatte, antwortete dann doch noch geistesgegenwärtig. «Nei, för das hemmer ja etz de Obama.»

Offensichtlich brachte ich ihn damit aus dem Konzept. Die Zeit, in der er sich wieder fasste, mich dann aber sogleich mit Floskeln und Fragen aus Stufe 2 des NPO-Standard-Kundengesprächs weiter bombardierte, überbrückte ich angenehm, indem ich mir im Kopf lustige Reime auf Obama zusammensuchte (Pyjama, Lama, Technorama) und breit grinste. Von seiner Salve hatte ich aber immerhin noch Worte wie arme Kinder, Afrika und, sehr wichtig, GELD aufgeschnappt. Während er die Welt nicht mehr ganz verstand, die ich vorhin noch retten sollte, entgegnete ich in bester Philosophierlaune:
«Sollen wir denn allen Ernstes glauben, wir könnten uns ausgerechnet mit Geld retten? Kaum etwas anderes bringt so viel Zwietracht in die Welt!»
Stille.
Nun war wohl er am Reimen.
Naja, ich war vielleicht etwas gar theatralisch. Doch jetzt wusste ich wenigstens, dass mit ihm wohl nicht so gut philosophieren war. Also ging ich des Weges und hirnte alleine weiter.

Ja, auch «die Welt mit Geld retten» reimt sich wirklich erstaunlich gut. So gut, dass man beinahe das Gefühl haben könnte, es verstecke sich irgend eine Wahrheit dahinter. Aber jetzt mal im Ernst. So wie ich die Wahrheit kenne, lässt sie sich nicht einfach mal so plump finden, sondern kommt, wenn schon, dann erst hinter ein paar Ecken mehr zum Vorschein.
Und siehe da. Einige Schritte später hatte ich mir tatsächlich einen Reim auf die Rettung der Welt gemacht.
Die Lösung liegt im Wort, das sich perfekt auf Leute reimt, die unser Geld, oder unsere Zeit stehlen.
Damit sollte es klappen.