03 Oktober 2009

Wartezimmer

(Appell an mich selber und an alle)

Es gibt ein Wort, das ich gerade besonders verabscheue: VERSCHIEBEN! Aaarrrggh! Schon wenn ich es nur schreibe... Man kann Dinge wie Möbel verschieben, das ist wunderbar, gibt einen frischen Wind in die Hütte, es können sich Werte oder Prioritäten im Leben verschieben, auch das ganz wichtig, denn wo kämen wir hin ohne Wandel.
Aber was einfach gar nicht geht, ist das Leben auf später zu verschieben.
Geschichten erzählen und hören? Ach, geht grad schlecht, passt morgen auch noch?
Zusammen lachen? Ach, grad keine Zeit, wollen wir nächste Woche?
Den schönen Herbst geniessen? Ach grad keine Zeit, können wir ja sonst nächstes Jahr. Naja, aber wir haben ja auch schon den Sommer zu geniessen auf nächstes Jahr verschoben, das könnte also ganz schön streng werden, so dass wir dann nächstes Jahr entweder den Sommer- oder den Herbstgenuss nochmal um ein Jahr verschieben müssen.
Was zum Geier ist denn bitteschön so tausend wichtiger, als das Leben zu geniessen??! Das macht mich so aaaarrrggghh! Wie kann man Freude, die just grad in dem Moment raus und geteilt sein will, auf später verschieben? So wird sie zu Trauer und die Trauer, für die auch keine Zeit ist, fängt an zu gären und wird zum giftigen Klumpen, den zu verdauen so anstrengend ist, dass danach kaum noch genug Kraft bleibt, es nochmal mit neuer Freude zu versuchen.
Ach, verschiebe sich doch auf nächstes Jahrhundert, wer mag.
Ich will jetzt leben.
Tschüss.