23 Dezember 2009

Das Handwerkerdilemma

Wenn ein Handwerker in meiner Wohnung ist, weiss ich nie wohin mit mir. Das ist äusserst unangenehm! Und obwohl ich dankbar bin, dass einer kommt und mir den Kühlschrank flickt, ist mir erst wohl, wenn er wieder weg ist. Ja, weil...was soll man denn bitteschön tun, während da einer werkelt? Daneben stehen und stumm zuschauen? Würde mich zwar intressieren, was der so macht, aber nein, das geht ja nicht! Daneben stehen, zuschauen und mit ihm sprechen? Dazu drängt mich zwar meine höfliche Seite, doch lasse ich es, weil es nur funktionieren würde, wenn der Handwerker auch spräche. Die Handwerker jedoch, die ich bisher getroffen habe, sind noch wortkarger als die Heizung oder der Kühlschrank, den sie reparieren sollen.
Die Reaktion, die sich bei mir dann jeweils automatisch einstellt, ist, dass ich auch so tue, als sei ich schwer beschäftigt. Räume um, schichte etwas auf, packe etwas ein - unnützes Hantieren. Offenbar findet es meine höfliche Seite unangebracht, nichts zu tun, während jemand anwesend ist, der arbeitet (auch wenn ich vor dem Eintreffen des Handwerkers seelenruhig nicht viel getan habe und das auch genoss).
Wichtig dabei ist, dass ich mein Alibi-Getue in einem anderen Raum verrichte. Er käme sich ja sonst womöglich doch beobachtet vor. Und schliesslich will ich auch, dass er gute Arbeit tut - beobachtet arbeitet es sich nicht gut.
Zu weit weg darf ich allerdings auch wieder nicht, er sollte mich nämlich unbedingt noch hören, denn das wäre ja dann auch sehr unhöflich, wenn er fertig ist mit seiner Arbeit, und mich erst noch suchen muss in der fremden Wohnung.
Also hacke ich jetzt besonders hörbar auf der Tastatur herum und hoffe, dass dieser Post hier nicht früher fertig ist als der Handwerker.