13 Juli 2010

Die Überbewertung von Wissen

Mit meinem Ausbildungshintergrund gelte ich wohl als gebildet, oder jedenfalls sehe ich das selbst so. Heute bin ich jedoch in eine andere Welt eingetaucht, eine, von der ich bisher eher wenig erlebt habe. Wie gut das tut. Und wie viel es zu erfahren gibt!
Jene Welt, beziehungsweise ihre Menschen, würde man wohl eher in die Schublade "ungebildet" stecken, ich arbeite nämlich die nächsten beiden Wochen wortwörtlich als Tellerwäscherin (ja genau, ich dachte, dass ich so die besten Chancen habe, einmal Millionärin zu werden;)).
Was ich allein heute gelernt habe, ist mehr und wertvoller, als es mir je eine Bildungsinstitution beibringen könnte.
Zum Beispiel, wie es ist, als Ausländerin in ein Land zu kommen, dessen Sprache man nicht spricht und wie wichtig dann vorerst einmal andere Kompetenzen sind, als gelerntes Wissen. Ich war die einzige im Team, die des Deutschen mächtig war. Die anderen, eine Kosovarin und ein Tamile, waren zwar sicherlich auch schwer davon überzeugt, sie redeten Deutsch, nur: Ich verstand kein Wort! Und kam mir zuweilen ziemlich dumm vor. Die zwei unterhielten sich fliessend in einem germanischen Kauderwelsch, von dem ich nur ab und zu ein Wort aufschnappte und dessen Sinn erahnen konnte. Meine ganze Bildung bringt mir da NADA.

Intelligenz hat nichts mit unserem herkömmlichen Verständnis von Wissen zu tun.
Dummheit ist nicht gleich fehlendes Wissen.
Beides ist allerhöchstens eine Frage der Perspektive.

Ich bin froh, mache ich diesen Job. Und ich kann es nur weiterempfehlen.


PS: Ein kleines germanisch Kauderwelsch-Müsterli.
Erst gegen Schluss der Schicht schnallte ich, dass die Aufforderung "Erste Wagen!" nicht bedeutet, dass ich irgendetwas mit dem ersten Wagen anstellen soll (wobei ich mich stets fragte, welches der erste Wagen ist und wozu es wohl gut sein könnte, die Wagen zu nummerieren), sondern, dass es wichtig sei, ZUERST die Wagen auszuräumen, bevor andere Arbeiten erledigt werden können. Eigentlich logisch, oder? ;)