Schickimickitrallalaa, wir waren im Vierstern Superior Hotel!
Ja doch, die Erfahrung war es wert. Aber vor allem sind wir froh, dass sie vorbei ist. So ein Luxus-Ding hat nämlich die Macht, einem ganz schön die Lebensfreude zu vermiesen.
Aber es war uns egal. Die Regelbrecherei amüsierte uns köstlich.
Schon am zweiten Abend aber waren wir nicht mehr so unbedarft und der Spass, den Knigge nach Strich und Faden zu ignorieren, verblasste. Ohne es richtig zu merken, hatten wir angefangen uns anzupassen. Um zum Beispiel nicht in die peinliche Situation zu geraten, dass ein Salatblatt zu gross für den Mund und zu sperrig zum Falten ist (denn man darf es ja nicht schneiden!), suchten wir am Buffet halt von Anfang an nur die kleinsten Blätter heraus. Den Suppenteller leerten wir nun schweren Herzens auch nicht mehr ganz. Wir setzten uns steif und kerzengerade hin und legten die unbenutzte Hand artig neben den Teller, wie wir es von unseren wohlerzogenen Tischnachbarn heimlich abgeschaut hatten. Wir erinnerten uns gegenseitig ständig daran, die Serviette auf den Schoss zu legen. Wir prägten uns ein, welches Besteck bei einem Mehrgänger schon auf dem Gedeck liegt und welches jeweils neu aufgetischt wird. Kurzum: Wir waren mehr mit diesen doofen Regeln beschäftigt, als damit, das Essen zu geniessen!
Nach dem Auschecken steuerten wir sogleich die nächste Imbissbude an. Das Essen dort schmeckte uns trotz geringerer Qualität auf Anhieb besser als dasjenige im Hotel, denn: Wir assen es von Hand!
Und nachdem wir wieder uns selbst waren, entliessen wir unsere angestaute Wut über die Vierstern Superior Steifheit mit einem herzhaften Viersterne Fluch: Sch****e!