Man sagte mir mal, ich könne nur
glücklich werden, wenn ich ein Ziel habe. Ich habe es
geglaubt.
Meine ganze Umwelt gab mir auch die besten Hinweise
darauf, dass es ganz sicher so sein muss. Alle sind in allen
erdenklichen Dingen ja stets auf dem Weg zu einem Ziel. Zum Beispiel
spart man auf Ferien hin. Und für Ferien wiederum braucht man dann
natürlich ein Reiseziel. Und sobald man da angekommen ist, braucht
man wieder neue Ziele, weshalb man verschiedene Aktivitäten plant,
die man dann dort tun kann anstatt daheim.
Zu Hause auf der Arbeit
ist es noch augenfälliger. Dort warten Tages-, Wochen und sogar
Jahresziele. Und auch sonst der Alltag, nein unser ganzes Leben ist
voll von Zielen. Wir kaufen eine spezielle Crème mit dem Ziel jünger
auszusehen, gehen Walken um fit zu bleiben, in den Ausgang um endlich
unseren Traumpartner zu finden. Und wenn wir uns mal an einem freien
Tag in die Sonne legen um braun zu werden, sind wir sogar beim
Rumliegen noch etwas am tun. Ja nicht einmal beim Warten verlieren
wir das Ziel aus den Augen, wir warten doch tatsächlich
zielgerichtet! Oder stehen Sie am Bahnhof nicht auch immer schön dem
Geleise und der Richtung zugewandt, wo der erwartete Zug auftauchen
soll?
Ziele sind überall. Und doch sind
so auffallend wenige Menschen wirklich glücklich. An der Aussage
muss also grob was falsch sein.
Halten uns Ziele nicht in ständiger
Aktivität, unter ständigem Druck, ob wir es uns bewusst sind, oder
nicht? Und ich weiss ja nicht wie's Ihnen geht, aber unter solchen
Bedingungen fällt es mir schwer glücklich zu sein.
Natürlich ist vieles automatisch
mit einer bestimmten Konsequenz verbunden. So essen wir ja
schliesslich auch, um unseren Körper zu erhalten. Aber, und zum
Glück ist es bei diesen rudimentären Dingen noch nicht ganz so
schlimm, man kann ja auch einfach essen, weil man Hunger hat. Man
kann sich bewegen, weil man Lust dazu hat. Oder jemanden treffen,
weil man sich gerade dazu hingezogen fühlt. Das Ziel vergessen und
einfach schauen was passiert. Nicht um
zu, sondern weil.
Ein feiner sprachlicher Unterschied, der aber Welten ausmacht. Mit
dem „um zu“ rennen wir stets nur einer Sache hinterher, mit
„weil“ darf etwas Weile haben, wird unmittelbarer, entspannter
und freier. Mit Zielen glauben wir das Leben in eine von uns erdachte
Richtung zwängen zu können, aber stehen ihm genau damit selbst im
Weg. Leben passiert von allein, da gibt es nichts zu tun.
Wer
seine Ziele aufgibt, lässt das Leben machen und wird ziellos
glücklich.