10 Dezember 2008

Denn sie wissen nicht was sie hören

Heute fiel es mir zeitgleich mit den Schneeflocken von den Haaren wie Schuppen von den Augen: Musikgeschmack ist unerheblich wenn es um Freundschaft geht.
Bisher hatte ich, woher das wohl kommt?, immer stark die Überzeugung geteilt, dass mir ein Mensch, der die selbe Musik mag wie ich, automatisch besonders sympathisch sein muss. Folglich waren mir Leute mit einem Musikgeschmack, der sich auffallend von dem meinen unterschied, schon im Vornherein irgendwie suspekt. Oft versuchte ich ihnen "meine", mit anderen Worten also wirklich gute Musik, unterzujubeln. Ich möchte betonen: Ich meinte es gut mit diesen Menschen! Es war mein Retterinstinkt! Mein innerer Missionar! Irgendjemand muss diese verlorenen Seelen doch wohl vor all dieser schlechten "Musik" retten! Ich meine, wie kann man bloss glücklich sein, wenn man nicht hören mag, was ICH höre?!
*schluck*
Na aber hallo, die arrogante Kuh in mir war grad am Zug. Aber eben, zum Glück fielen mir ja heute endlich diese Schneeflocken von den Haaren und ich bin ein Baby-Schrittchen weiser geworden. Die anfangs schmerzliche Einsicht war, dass offenbar ausgerechnet meine engsten Lieblingsmenschen - bitte entschuldigt, wenn ihr das lest - einen grässlichen, verbrecherisch üblen oder sogar überhaupt keinen Musikgeschmack haben!! Ach du Schreck.
*nochmalschluck*
Naja, aber das musste jetzt einfach doch noch mal gesagt sein. Zum Abschluss sozusagen. Schliesslich bin ich das Musik-Vorurteil ja jetzt losgeworden. Es hat sich in etwas Positives verwandelt. Ja tatsächlich, es scheint, als seien mir gerade die Menschen am sympathischsten, die meinen Musikgeschmack nicht teilen können.
DASS sie ihn nicht teilen können, ist und bleibt mir ein Rätsel - aber jetzt ist es wenigstens etwas leichter zu ertragen.