30 November 2012

Männer

Die S-Bahn ist schon vor einigen Sekunden in den Bahnhof eingefahren, die Tür bereits wieder am Schliessen, als noch ein Herr anzuschlendern kommt, der offensichtlich zwar auch noch einsteigen möchte, sich deswegen aber nicht etwa auch nur ein Mü beeilt. Er bewegt sich seelenruhig einen Schritt zwischen die sich schliessenden Türflügel, überlegt es sich dann, als diese nicht wie erwartet wieder öffnen, doch nochmal anders, geht wieder ganz raus und will den Knopf drücken. Fieserweise sind die Türen zu dem Zeitpunkt aber bereits inaktiv, die Knöpfe haben aufgehört zu leuchten. Die Tür wird verriegelt, der Zug ist abfahrbereit.
Der Mann lässt sich nix anmerken, entfernt sich ein paar Schritte von der Tür, wohl um zu sehen, ob es weiter vorne am Zug noch besser ausschaut.
Dann fängt der Knopf wieder an zu leuchten. Im Zugsinneren stehen ein paar Männer unmittelbar bei der Tür, sie haben die ganze Szene beobachtet. Ich sitze etwas mehr im Hintergrund der Szene und schaue ebenfalls zu. Ich denk mir nicht viel, denn ich gehe davon aus, dass nun wohl jeden Moment einer von den Männern drinnen bei der Tür den Knopf drückt, da der Mann draussen ganz offensichtlich noch  nicht gemerkt hat, dass er nun doch noch einsteigen könnte.
Keiner reagiert. Zwei Sekunden vergehen, drei, vier, vielleicht auch nicht, aber jedenfalls ganz viele lange Augenblicke, bei weitem genug, um drinnen zu realisieren, dass man den armen Mann da draussen erlösen könnte, indem man einfach nur schnell einen dieser Knöpfe drückt!
Nö. Nada. Die schauen lieber einfach weiter zu und bewegen sich nicht vom Fleck. Obwohl sie direkt neben der Tür stehen! Ich glaubs nicht! Als ich nicht mehr länger tatenlos zusehen kann, mache ich mich bemerkbar und fordere sie pauschal auf, einer solle doch bitte mal drücken. Gleich als nächstes wäre ich, da sich natürlich auch jetzt nichts tat bei den Typen, selber hingerannt und hätte gedrückt, aber das war nicht mehr nötig, der Mann draussen hats im letzten Moment dann doch noch selber gemerkt und ist eingestiegen. Er kommt rein und setzt sich; er und alle Männer da bei der Tür tun als wär nix gewesen. Ich versteh die andere Hälfte der Welt nicht mehr und weiss, vielleicht hilft bloggen.

Fazit 1 oder das könnten Männer von Frauen lernen: 
a) Als Mann draussen vor der Tür. Man muss nicht immer so den kuhlen raushängen, nein, man darf sich ruhig auch mal ein bisschen sputen, um den Zug noch zu erwischen und ja, man kann dafür auch das Risiko in Kauf nehmen, dass man dabei nicht mehr ganz zu 100% wie der Herr der Lage rüberkommt. Ach ja und man darf sich im Fall auch ohne Weiteres mal bemerkbar machen und zeigen, dass man den Zug jetzt wirklich noch gern erwischen möchte! Dann hilft einem vielleicht auch jemand dabei, dieses Ziel zu erreichen.
b) Als Männer drinnen vor der Tür. Man darf auch gern mal einen auf weich machen und einem anderen helfen, indem man sich bequemt, den Arm auszustrecken und den leuchtenden Knopf zu drücken, wenn man sieht, dass der Mann draussen vor der Tür den ganz offensichtlich noch nicht bemerkt hat.

Fazit 2 oder das könnten Frauen von Männern lernen:
a) Als Frau draussen vor der Tür. Frau muss nicht immer gleich hysterisch einen auf Weltuntergang machen, mordio schreien und wie wild mit den Armen wedeln, wenn die Tür sich mal dummerweise vor ihr schliesst und frau nicht mehr reinkommt.
b) Als Frau drinnen auf dem Sitz *hüstel*. Frau sollte sich eigentlich gar nicht so sehr darum kümmern, was andere (Männer) unterlassen und warum sie ständig so unsympathisch kuhl tun, sondern das nächste Mal entweder unbeirrt von der allgemein herrschenden Kuhlness gleich aufstehen und der Person draussen die Tür öffnen - oder, vielleicht auch mal keine schlechte Idee, das Kuhlnessspiel mitspielen und sich ebenfalls einen Dreck scheren.