30 April 2013

Kleider machen Freunde

Mein neuer Freund hat blaue Augen, ist blond und FCB Fan. Ja und was für einer! In jeder freien Minute, so scheint mir, steht er auf dem Platz und übt Torschüsse.
Allein, aber auch gern mit anderen fussballbegeisterten Gspändli von der Schule.
Nun, bis vor Kurzem kannten wir uns ja nicht, aber wie sich das änderte, ist einen Post wert. So süss!
Es war vor ein paar Tagen, als es so schön und warm war. Ich hatte den ganzen Tag frei und mir vorgenommen endlich noch den Rest für meinen neuen Garten umzustechen. Morgens vor dem Kleiderschrank fiel mir die Wahl nicht ganz leicht, welche Klamotten ich denn nun offziell zu "Gartenklamotten" umfunktionieren sollte. Schliesslich durften sie weder zu neu, zu schade, zu warm noch zu unbequem sein. Meine Wahl fiel schliesslich auf ein Paar zwar ziemlich teure, aber für mich etwas gar hochwässrig geratene, rote Hosen, die ich wohl eh nie mehr wirklich anziehen würde. Bei den Shirts war die Auswahl nicht so schwer, ich habe einige, die sowieso für nichts anderes als den Hausgebrauch in Frage kommen, also schnappte ich mir ein davon, ein dunkelblaues Poloshirt. Farbige Sache, dacht ich noch, aber henu, ist ja dem Garten gliich. So machte ich mich fröhlich und beherzt ans Werk. Ich hatte lange warten müssen, bis das Wetter endlich wieder mitspielte!
Kurz vor Mittag wurde mir klar, dass ich noch kurz in den Laden runter musste, also Spaten liegenlassen und auf, respektive runter. Das ist ja auch so toll am Leben im Dorf - in der Stadt hätt ich mich sicher noch kurz umgezogen fürs Einkaufen und mich nicht mit meinen Gartenklamotten, denen man das Gartenklamottendasein mittlerweile eben auch ansah, auf die Strasse getraut. Wie befreiend!
Ich schlendere verliebt ins Leben den Hoger zum Laden hinunter, vorbei am Schulhaus, wo gerade ein paar Kinder Fussball spielen. Die viel zu grossen Fussballtrikots, in denen einige stecken, sehen an ihnen eher aus wie Jupes. Süss. Einer der kleinen Nachwuchs FCBler mustert auch mich besonders genau und lässt mich nicht mehr aus den Augen. Dabei smilet er mich an und ich frage mich zurücklächelnd, ob denn hier jetzt schon die 9 Jährigen mit einem flirten.
Als ich nach dem Einkaufen wieder am Schulhaus vorbeikomme, ist der Junge immer noch da und natürlich smilet er mich wieder wie ein Maienkäfer an. Ob meine eigene Fröhlichkeit so ansteckend ist? Ich wundere mich schon langsam etwas über diesen aussergewöhnlich freundlichen Jungen, gehe aber weiter ohne etwas zu sagen. Als ich meinen Einkauf auf den Boden stelle, um die Tür aufzuschliessen, werde ich mir meiner roten Hose gewahr...und des blauen Shirts.
LAAACH!
Na jetzt ist alles klar! Kein Wunder freut sich der kleine grosse FCB-Fan, wenn er Gleichgesinnte erblickt und dann erst noch eine Erwachsene, die sich in den Farben SEINES Clubs kleidet! Ich sehe in meinem Tenue ja wirklich aus wie frisch aus dem Joggeli. Was muss ich lachen! Das ist ja der Hammer. Ich nehm dann aber wieder den Spaten, grabe weiter und merke erst abends kurz vor Ladenschluss, dass ich ja dringend nochmal in den Laden muss. Ich bin gespannt, ob meine Theorie stimmt und hoffe, den kleinen Tschütteler nochmal anzutreffen. Na klar war er da, im Tor diesmal, und versuchte die Schüsse einer anderen kleinen FCB-Fanin zu halten. Als sie mich  erblickten, hielten beide inne, musterten mich und warfen einander halb flüsternd und etwas verlegen "Frog si jetze!" - "Nei frog du sie!" - "Nei, du!" zu. Was sie denn fragen wollten, beendete ich ihr Getuschle, mein Lachen zurückhaltend. Da verstummten sie beschämt, stritten ab, je eine Frage gehabt zu haben und spielten weiter;) Natürlich wollt ich's nun aber wissen und fragte ob sie meinen ich sein FCB-Fan. "Jo dääängg! Bisch?" riefen sie erlöst, was ich aber leider verneinen musste. Halb so wild für die zwei, nun hatten sie einen Erwachsenen, der ihnen ein paar Momente beim Tschüttele zuschaute und ihre profimässigen Kicks bestaunte.
Und ich sie seither im Herzen.