Spatenstich! Ich will einen Garten
anlegen und muss dazu natürlich erst noch den Rasen umgraben. Häi,
was da alles zum Vorschein kommt! Ein Skelett habe ich zum Glück
noch nicht gefunden, dafür allerhand Müll: Alu, Eisen, Schrauben,
Plastik. Gruselig genug eigentlich.
Je mehr Erde ich schaufle, desto tiefer
wird mein Verständnis für sie. Wieviel gewachsen und wieder
gestorben ist, damit so viel fruchtbare Erde daraus werden konnte!
In
der Natur gibt es keinen Müll. Alles was aus der Erde geboren wird,
wächst, gedeiht, stirbt irgendwann und wird dann selbst wieder zu
derselben fruchtbaren Erde. Ein genial-simpler Kreislauf.
Abfall gibt es nur, weil wir ihn
erfunden haben. Ganz automatisch halt, als wir anfingen allerlei
tolle Materialien zu erschaffen, die nicht einfach so wieder von der
Natur verwertet werden können. Auf diese idiotische Idee konnte ja
auch nur der Mensch kommen. So türmen wir seit Generationen Berge
von Abfall, verbrennen ihn und betonieren die giftigen Reste und
andere heikle Sachen irgendwo in einen Berg ein. Endlager nennen wir
das. Aus den Augen, aus dem Sinn?
Tolle Taktik. Damit wird irgendwann die ganze Erde ein Endlager.
Zurück in den Garten. Ein Nachbar hat
soeben die Grünabfuhr kommen lassen. Unglaublich eigentlich, dass
wir sogar Grünzeug wie Abfall behandeln. Irgendwann haben wir
entschieden Gemüse ist gut, Unkraut ist schlecht, es muss weg. Und
dann geben wir teures Geld für Dünger aus, weil die Erde, der wir
ständig nur alles wegnehmen, komischerweise immer weniger hergibt.
Diese Wegwerfmentalität macht nicht
einmal Halt vor uns selbst. Auch Dinge an und in uns drin haben wir
irgendwann mal angefangen in gut und schlecht einzuteilen. Freude,
Liebe, Jugend: Alles gute Sachen. Wir wollen ständig nur das haben.
Von Traurigkeit, Angst, Krankheit oder Alter hingegen will keiner was
wissen. Und was der Arzt nicht rausschneiden kann, weil's halt
Gefühle sind, wird weggedrückt, einfach nicht mehr angeschaut und
irgendwo in ein „Endlager“ gesteckt, womit wir genau wie beim
anderen Müll offenbar meinen die Sache sei dann erledigt. Dabei ist
ja klar, dass wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden, da wir
diese Endlager ja stets mit uns herumtragen, mitsamt seinen
hochexplosiven, unangenehm vor sich hin gammelnden „Sonderabfällen“.
Dabei könnte es doch einfach so sein
wie im Garten: ALLES wird gebraucht. Und unsere Tränen, dunklen
Stunden und unangenehmen Gefühle bereiten ein nahrhaftes Beet für
die nächste Generation Freude.