03 Mai 2013

Sprachtalent

Im chinesischen Restaurant. Ich kann kaum einen Chinesen unter den Gästen ausmachen, aber so ist das halt bei den Restaurants nach Nationalitäten. Die Schweizer gehen zum Chinesen, die Chinesen zum Italiener und die Italiener bleiben zu Hause. Jedenfalls, wie gesagt, kaum ein Chinese da, aber doch hör ich den Kellner immer wieder chinesisch reden. Das wundert mich dann schon ein wenig, da ich eigentlich nicht davon ausging, dass von den vielen Europäern hier auch nur ein einziger des Chinesischen mächtig ist. Aber abgesehen davon: Wie ich den exotischen Lauten etwas zuhöre, muss ich sagen, Chinesisch klingt eigentlich noch schön. Ich versuche irgendetwas zu verstehen und sei es auch nur, wo ein Wort aufhört und wo das nächste beginnt. Neben anderem fallen mir besonders oft die Silben gua und xi oder so ähnlich auf. Kurz grüble ich darüber, danach aber lieber wieder mit den Stäbchen in der Sosse und zwar nach den letzten von mir so heissgeliebten Mu-Err Pilzen. Während ich mir vorstelle wie toll es wäre, wenn man so eine komplexe Sprache einfach von einer Sekunde auf die nächste quasi intus hätte, bemerke ich, dass der Kellner exakt von eben jener auf die nächste und ergo schneller als ich selbst gemerkt hatte, dass ich mit dem Essen fertig bin. Flugs steht er neben mir, grinst und ist bereit meinen Teller abzuräumen.
Bevor er das tut, fragt er jedoch noch höflich: "Guaxi"? Und ich, selbst etwas überrascht über meine plötzlichen Chinesischkenntnisse, entgegne "Ja, sehr guet, danke".