06 Oktober 2008

Auf Zucker getrimmt

Nein, das ist definitiv kein Babyspeck mehr an diesem Kind. Und bald wissen wir auch wieso.
Nachmittags, kurz vor fünf. Wir sitzen im Tram, direkt vor und mit dem Gesicht zu uns, ein nicht-mehr-so-ganz-Baby im Kinderwagen. Das Mädchen besetzt unser Blickfeld. Wegschauen geht nicht. Ist ja auch nicht so, dass man das möchte, ich mein, was gibt es kurzweiligeres, als einem kleinen Kind zuzuschauen. Tausendmal besser als irgendwo in die tramige Leere zu starren. Süss, wie es etwas unbeholfen an seinem Weissbrot rumsaugt, darin rumpult, es aushölt, sich zubröselt und...es dann achtlos auf den Boden wirft?! Wir entscheiden uns, nicht einzugreifen, sondern, gespannt wie bei einer BBC-Doku zuzuschauen, was als nächstes passiert. Die Mutter wird doch wohl eingreifen? Ignoriert sie oder hat sie wirklich nicht gesehen? Wenige Minuten vergehen, das Mädchen spielt selbstvergessen mit einem Papierchen. Sie bemerkt es lange nicht, dass die Mutter ihr mit einer Reihe weisser Schokolade vor der Nase rumwedelt. Erst nach mehreren Versuchen seitens der Mutter greift das Kind lustlos zu. Spielt mit dem klebrigen weissen Etwas rum, isst kaum davon. Es ist bereits wieder im Begriff, die Schokolade gelangweilt über Bord zu werfen, als es die Mutter grad noch rechzeitig bemerkt. Kaum hat sie die Klebrigkeit entsorgt, bedrängt sie ihr Kind mit Eistee.
Wie sorgsam sie ist, sie hat ihn vorher extra noch in ein kleinkindgerechtes Fläschchen umgefüllt.