12 März 2013

Nein, keine Drogen!

Heute wurde am Bahnhof eine Symphonie uraufgeführt. Und ich war mittendrin. Sie wurde gerade dann, gerade dort, nur gerade für mich gespielt.
Es begann auf der Rolltreppe nach oben. Gesichter und Minen in verschiedensten Tonlagen fahren mir entgegen: Jugendliche, verknitterte, wohl proportionierte und eigenwillige, helle und dunkle Töne, eindeutige und Zwischentöne. Viele wunderschön strahlend leuchtende Augen, Lächeln, angedeutete oder zurückgeworfene, Leben satt, in den verschiedensten Klangfarben.
Dann auf der Passarelle kommen die verschiedenen Tempi ins Spiel, das meiste spielt in allegro, vieles presto, ab und an ein paar Takte prestissimo - ich andante, beobachte und staune. Da, die Frau, um eine Packung Pralinés reicher, kommt aus dem Laden und findet schwupps zurück in den Strom - mehr noch, der Strom, der Takt, nimmt sie umgehend wieder auf. Dort der Mann, hält beim Abfalleimer kurz inne, nimmt den letzten Schluck aus der knallgrünen Dose, wirft sie hinein, und weiter gehts. Nichts stoppt, nichts behindert, nichts steuert. Mühelos wie ein Tanz. Alles ist im Fluss, wie aus einem Guss. Von aussen wohl das reinste Chaos, sah ich diese paar Sekunden lang seine versteckte Ordnung - harmonisch und geschmeidig, fliessend, die schönste aller Symphonien.