07 August 2008

Vom Regen in die Bratpfanne

(WZ-Kolumne)
Saint Jean-Pied-de-Port, endlich! Bald heisst es "Au revoir le chemin, hola el camino"! Nach wochenlangem Regenwetter in Frankreich nun auch die berechtigte Aussicht auf schönes, warmes Wetter in Spanien. Die Pyrenäen heissen mich
willkommen und zeigen sich von ihrer besten Seite. Bei meinem Zwischenhalt auf 800 Metern die reinste Bergidylle und prächtiges Wetter. Ich kann mich kaum sattsehen an diesen wunderbar samtigen Hügeln! Und dieser Frieden! Ich geniesse die erhabene Ruhe der Bergwelt vor dem Sturm, der mich wohl oder übel auf der spanischen Seite mit den vielen Pilgern auf dem camino erwarten wird. Dann nehme ich die restlichen 600 Höhenmeter in Angriff. Im T-Shirt wie alle Pilger, Wandern gibt schliesslich warm, vor allem bergauf. Es geht höher und höher und wird kälter und garstiger. Auf 1400 Metern gerade noch 4 Grad, dicker Nebel, eisiger Wind, der Regen wie Nadeln auf den nackten Armen. Ok, vielleicht jetzt doch langsam eine Jacke anziehen. Man sieht nicht weiter als fünf Meter und muss sich ganz schön konzentrieren, dass man die Markierungen, die den Weg anzeigen, nicht verpasst. Mehrmals sinke ich knöcheltief im Matsch ein. Vielleicht mag ich die Pyrenäen doch schon nicht mehr so sehr. Doch die Aussicht auf den Sommer jenseits dieser Nebelsuppe motiviert mich. Irgendwann gehts nur noch abwärts und wird tatsächlich auch langsam wieder etwas wärmer. Am nächsten Tag bin ich schon wieder auf 400 M.ü.M. Ich gehe lange Strecken auf Asphalt, die Sonne brennt schon um zehn Uhr morgens. Sie saugt mich aus fast wie die Mücken damals im Horrorwald in Frankreich. Irgendwie vermisse ich die Pyrenäen.